Sport steht bei Mainzer Studierenden weit oben

3. Februar 2014

Die Studierenden der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) treiben mit Begeisterung Sport. Dabei sind sie nicht nur entschieden aktiver als ihre Altersgenossen jenseits des Campus: Sie laufen auch ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen an Deutschlands Hochschulen insgesamt den Rang ab. Das ergibt eine Umfrage, deren Ergebnisse jetzt vorliegen.

"Treibst Du Sport?" – Diese Frage bejahten 91,2 Prozent der Studierenden an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Eine vergleichbare Umfrage aus dem Jahr 2009 ergab für Studierende bundesweit einen Wert von gerade mal 69,5 Prozent. "Unser Ergebnis ist auf jeden Fall sehr erfreulich", meint Dr. Brunhilde Schumann-Schmid, Leiterin des Studienbüros am Mainzer Institut für Sportwissenschaft. Gemeinsam mit Prof. Dr. Wolfgang Schöllhorn und Student Michael Fahrun initiierte sie die erste Umfrage zum Thema "Studium & Sport" an der JGU.

"Wir wollten zeigen, wie wichtig Sport unseren Studierenden ist", sagt Schöllhorn. "Ein aktueller Anlass war aber auch, dass wir wissen wollten, ob sich Spitzensportler an unserer Universität wohlfühlen, wie gut sie Studium und Leistungssport verbinden können und ob es da Probleme gibt."

E-Mail an 35.609 Studierende

Am 3. Juni 2013 wurde über den Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Universität ein Fragebogen an alle Studierenden der JGU gemailt. 2.129 der 35.609 Studierenden schickten ihn vollständig ausgefüllt zurück. "Das sind immerhin sechs Prozent", sagt Schumann-Schmid. "Im ersten Moment kam mir das etwas wenig vor. Aber dann hörte ich mich um und erfuhr, dass sich unser Ergebnis sehen lassen kann. Es reicht für eine Analyse aus." Umfragen vergleichbaren Umfangs bekamen an der JGU in der Vergangenheit einen ähnlichen Rücklauf.

Auf 45 Seiten stellen Schumann-Schmid, Fahrun und Schöllhorn nun ihre Zahlen vor. Und tatsächlich zeigt sich dort auf jeder einzelnen Seite: Sport ist ein großes Thema für die Studierenden der JGU.

"Einerseits setzt sich allmählich die Erkenntnis durch, dass Bewegung wichtig ist, um kognitive Leistungen zu erbringen", erklärt Schöllhorn. "Andererseits haben wir es hier mit einer Altersgruppe zu tun, die einen gewissen Körperkult betreibt. Die Figur ist für viele auch eine Art Aushängeschild."

Spaß steht an erster Stelle

Als Grund für das Sporttreiben nennen die Studierenden an erster Stelle schlichtweg den "Spaß". Für Sportwissenschaftlerin Schumann-Schmid ist das positiv, da Spaß von großer Bedeutung ist für eine mittel- und langfristige Sportbindung, die auch Krisenzeiten wie etwa Prüfungsstress übersteht. Als weitere Motive folgen "Abschalten", "Ausgleich zum Studium" und "Stressabbau".

Eine kleine Besonderheit hebt Schumann-Schmid lächelnd hervor: "Männliche Studierende treiben eher Sport, um soziale Kontakte zu knüpfen, als weibliche. Das hätte ich so nicht gedacht." Dass allerdings gemeinsames Sporttreiben gerade an einer Universität mit Studierenden aus unterschiedlichen Schichten, Kulturen und Nationen eine wichtige Rolle spielen kann, leuchtet ein.

Hier kommt der Allgemeine Hochschulsport (AHS) der JGU ins Spiel, dessen Angebote gern genutzt werden. 10.000 Teilnahmen wurden pro Woche gezählt. Im Vergleich zu den Sportgelegenheiten an deutschen Hochschulen insgesamt genießt er einen um rund sechs Prozent höheren Stellenwert.

Fitnessstudio für den Campus?

"Das kann daran liegen, dass wir einen Campus der kurzen Wege haben", sagt Schöllhorn. "Aber es spielt sicherlich auch eine Rolle, dass es unsere Philosophie ist, ein vielseitiges Angebot bereitzuhalten. Außerdem reagieren wir auf Rückmeldungen und Anregungen."

Dennoch ließe sich das Angebot noch verbessern. "Ein Fitnessstudio auf dem Campus wäre denkbar", sagt Schumann-Schmid. "Das wünschen sich viele Studierende. Da können wir sogar Eintritt nehmen und Einnahmen erzielen. Außerdem denken wir schon länger über einen Bewegungsparcours auf dem Gutenberg-Campus nach." Beides käme dem Trend hin zu mehr Fitness- und Gesundheitssport entgegen. Diese Sparte führt vor Laufen, Leichtathletik und Tanzen.

So weit es um den Breitensport geht, fallen die Rückmeldungen der Studierenden rundum positiv aus und der AHS erfährt angesichts geringer Kosten, eines reichen Angebots und vielfältiger Trainingsgelegenheiten viel Lob. Etwas anders fällt das Urteil der Leistungssportlerinnen und -sportler an der JGU aus.

Spitzensportler unter Druck

349 Studierende bezeichnen sich als in Wettkämpfen aktive, leistungsorientierte Sportlerinnen und Sportler. Besonders jene, die einem olympischen Kader angehören, fühlen sich unter Druck. Es ist oft schwer für sie, Sport und Studium unter einen Hut zu bringen. Auch wenn sie ihr Studium als wichtig erachten, leidet es doch unter ihrem sportlichen Engagement. Diese Studierenden wünschen sich vor allem flexible Anwesenheitszeiten bei Lehrveranstaltungen und flexible Prüfungstermine.

"Es gibt Bestrebungen der JGU und der Olympiastützpunkte, eine Kooperationsvereinbarung 'Partnerhochschule des Spitzensports' abzuschließen", erzählt Schöllhorn. "Das könnte auf den richtigen Weg führen." Und grundsätzlich meint er: "Wir sollten den Spitzensportlerinnen und –sportlern an unserer Hochschule mehr entgegenkommen. Sie bringen wertvolle Qualifikationen mit. Wer sich in einem Kader durchgekämpft hat, kämpft sich auch an anderer Stelle durch. Spitzensportler verfügen über soziale Eigenschaften wie Disziplin und Durchhaltevermögen. Davon kann eine Universität nur profitieren."