Gutenbergs Lettern reisen um den Globus

25. Januar 2012

Eine Weltkarte der etwas anderen Art, ein Bilderbogen der Uni-Geschichte und eine Wandplastik: Das sind die prämierten Ideen, die Mitglieder der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) zum Motto des Zukunftskonzepts "The Gutenberg Spirit: Moving Minds – Crossing Boundaries" entwickelten.

Sie stehen in Peking oder New York, in Paris oder Nairobi und halten einen kleinen Metallbuchstaben in die Kamera, ein "G" für Gutenberg. Wenn es nach Simone Schröder geht, sollen sich die Wissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz so in aller Welt präsentieren. Die Studentin der Komparatistik hat mit ihrem Einfall den Ideenwettbewerb der JGU gewonnen. Die Universität hatte eingeladen, das Motto ihres Zukunftskonzepts "The Gutenberg Spirit: Moving Minds – Crossing Boundaries" auf originelle Weise umzusetzen. Alle Mitarbeiter waren zum Mitmachen aufgerufen. 5.000 Euro Preisgeld winkten dem Gewinner, 2.000 Euro gab es für das zweitplatzierte Projekt und 1.000 Euro für den dritten Platz.

Moving Minds – Moving Mainz

"Ich hatte mehrere Einfälle", erzählt Schröder. "Aber alle, denen ich davon erzählt habe, meinten: Das isses!" Die 25-Jährige stellt sich unter dem Titel "Moving Minds – Moving Mainz" eine digitale Weltkarte vor, die über die Uni-Webseite aufgerufen werden kann. Dort sind alle Orte verzeichnet, zu denen Wissenschaftler der JGU reisen, ob zu Forschungsaufenthalten oder Konferenzen. Wer Genaueres wissen will, kann den jeweiligen Ort anklicken und erfährt kurz, welcher Mainzer dort zu welchem Zweck war. Und als optische Krönung ist immer der jeweilige Wissenschaftler mit dem "G" zu sehen.

"Die Idee lässt sich günstig umsetzen und gut ausbauen", wirbt Schröder für die Vorzüge ihres Konzepts. Zudem stellt es den Bezug zu Gutenberg sehr sinnfällig her. Der bewegliche Letter bewegt sich nun weltweit. Die Bewegung der forschenden Geister wird sinnlich erfahrbar. Über Grenzen hinweg verbreitet sich der "Gutenberg Spirit".

65 Vorschläge reichten Einzelpersonen und Gruppen zum Wettbewerb ein. Eine zwölfköpfige Jury, der auch Uni-Präsident Prof. Georg Krausch angehörte, wählte neun Kandidaten aus, die in eine zweite Wettbewerbsrunde kamen. "Sie meinten, dass meine Idee viel mit dem wissenschaftlichen Alltag an der Uni zu tun hat", erzählt Schröder. Dafür bekam sie den ersten Preis.

65 Arbeiten aus allen Uni-Bereichen

Aus allen Bereichen der Universität kamen Vorschläge, wie das Motto der Zukunftsinitiative umzusetzen sei. Nicht nur Studierende beteiligten sich, auch Professoren, Dozenten und Mitarbeiter aus den verschiedensten Abteilungen der Uni. So ging der zweite Preis an "campus digital", eine Gruppe von fünf versierten Hobbyfotografen, die in den Abteilungen Technik und Immobilien tätig sind. Sie schlagen vor, unter dem Titel "Uni – hinter den Kulissen" ein Fotoprojekt auszuschreiben, das sich der historischen Entwicklung des Campus von 1946 bis 2012 widmet.

"Wir stellen schon seit vier Jahren unsere Bilder aus", erzählt Volker Faust von "campus digital". "Wir machen vor allem die Arbeitsplätze an der Universität zum Thema. Dabei haben wir die Möglichkeit, an Orte zu kommen, die sonst kaum jemand kennt." Entsprechend geht es den Fotografen bei ihrem Vorschlag darum, neue Facetten des Uni-Lebens aus ungewöhnlichen Perspektiven zu zeigen.

Gutenberg Spirit als Skulptur

Mit dem dritten Preis kürte die Jury ein Kunstwerk. "Es war eine sehr spontane Idee", erzählt Katharina Neuses von ihrer Idee zum "Gutenberg Spirit". Um 12 Uhr war Abgabeschluss, um 10 Uhr setzte sich die Studentin der Kunsthochschule hin und entwickelte eine Wandplastik. Aus verschiedenfarbigen Dreiecken schuf die 25-Jährige eine zeltförmige Skulptur, die sich an eine weiße Fläche lehnt. Der Betrachter soll diese Skulptur begehen. Die einzelnen Elemente bestehen teils aus Holz, teils aus Plexiglas. Es ergeben sich aus verschiedenen Blickwinkeln immer neue Überlagerungen der mal durchsichtigen, mal blickdichten Dreiecke. Die Dynamik der Plastik spiegelt die "Moving Minds", die immer neu entstehende Farbmischungen steht für "Crossing Boundaries". So entsteht trotz einfacher Mittel ein komplexer Eindruck.

"Die Plastik ist eine Verschränkung meines gesamten Studiums", erzählt Neuses. Dreieckige Flächen sind ein großes Thema ihrer Malerei. "Es war ein spannendes Experiment, mit meiner Kunst mal auf etwas Konkretes zu reagieren." Noch zeigt nur ein 50 Zentimeter hohes Modell, wie sich Neuses ihr Kunstwerk vorstellt. "Ich würde es gern in voller Größe verwirklichen", meint sie. "Es wäre schade, wenn es bei dem Modell bliebe."

Die Gewinner

(v.r.) Simone Schröder (1. Preis), das campus digital mainz-Team (2. Platz) mit Volker Faust, Ruth Adam, Jürgen Dietrich, Jürgen S. Hofmann und Rosita Reindel, Tobias Boll (Anerkennungspreis), Katharina Neuses (3. Preis), Anna Schleicher (Anerkennungspreis)