Ein junges Haus für exzellente Forschung

7. Juni 2012

Mit dem Institut für Molekulare Biologie ist ein neues Zentrum für Lebenswissenschaften auf dem Campus der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) entstanden. Die Boehringer Ingelheim Stiftung unterstützt das Projekt mit 100 Millionen Euro. Das Land Rheinland-Pfalz finanziert den Bau des Gebäudes für das Institut. Dr. Bernhard Korn, Director of Scientific Core Facilities and Technology, zeigt auf einem Rundgang, was hier geschaffen wurde.

Die Science Lounge im Institut für Molekulare Biologie (IMB) wirkt elegant, die Atmosphäre ist entspannt. Eine große Bar dominiert den Raum, schwarze Polster und grüne Stühle laden zum Gespräch, die Terrasse gibt den Blick auf einen Innenhof frei. "Eigentlich waren sechs dezentrale Sozialräume geplant", erzählt Dr. Bernhard Korn. "Aber dem wissenschaftlichen Gründungsdirektor Prof. Dr. Christof Niehrs war es ein zentrales Anliegen, einen Raum für offene Kommunikation innerhalb unserer Teams, aber auch zur Verwaltung hin zu ermöglichen. Außerdem haben wir alles etwas repräsentativer gestaltet, um Gäste entsprechend empfangen zu können."

Damit bietet sich die zentrale Lounge auch als Ausgangspunkt für einen Rundgang durch das IMB, das noch gar nicht so lange auf dem Campus der Johannes Gutenberg-Universität Mainz steht. 2009 initiierte die Boehringer Ingelheim Stiftung dieses Exzellenzzentrum. Ihr Angebot: Über zehn Jahre fließen 100 Millionen Euro in den wissenschaftlichen Betrieb eines neuen Instituts für Lebenswissenschaften. Die Bedingung: Rheinland-Pfalz sollte ein Heim für das Projekt schaffen, das Forschung auf international führendem Niveau erlaubt. Der Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) machte sich noch im selben Jahr an die Arbeit. Im März 2011 war der erste Bauabschnitt vollendet, das Gebäude konnte bezogen werden. Ein zweiter Bauabschnitt soll Ende 2012 übergeben werden. Das alles wird vom Land mit über 50 Millionen Euro finanziert.

Neueste Technik für die Forschung

"Das Gebäude ist schön, mit der Aufteilung hier drinnen sind wir sehr zufrieden", so Korn. Er muss es als Director of Scientific Core Facilities and Technology des IMB wissen. Mit seinem Stab sorgt er vor allem dafür, dass die verschiedenen Technologieplattformen, die Core Facilities, mit ihrer neuesten Technik den Wissenschaftlern zur Verfügung stehen. Die Infrastruktur im Haus ist also sein großes Thema. Deswegen weiß er auch, wo noch Mängel zu beheben sind. Darüber gibt es intensiven Austausch in regelmäßigen Treffen zwischen dem IMB, dem LBB und den Technik- und Immobilieneinheiten der JGU.

Von außen macht das dreistöckige verklinkerte Gebäude am Duesbergweg einen kompakten Eindruck. Raumtiefe Fenster strukturieren die Fassade. Auf dem Dach bergen zwei Aufbauten viel Technik. Symmetrie wurde groß geschrieben bei der Planung. Die Lounge im ersten Stock befindet sich in der Mitte des Gebäudes, genau wie der große Hörsaal darunter. Sie werden flankiert von zwei mit Glas überdachten Innenhöfen. Einer dient als Foyer, im anderen sprießen dekorativ Bäume unter künstlichem Licht. Die Büros liegen an den schmalen Seiten des rechteckigen Gebäudes, die Labors an den Längsseiten.

Core Facilities bündeln teures Gerät

Jetzt geht es zu den Labors, zu Korns Core Facilities. "Diese Methode, Technologieplattformen so aufzubauen, stammt aus dem angloamerikanischen Bereich", erklärt er. Mikroskope, wissenschaftliche Großgeräte oder Computer stehen nicht mehr in den einzelnen Forschungsabteilungen, stattdessen wird die teure High-Tech zusammengeführt und konzentriert. "Das sind sehr kostspielige Geräte, die alle paar Jahre durch eine neue Generation ersetzt werden müssen, damit wir auf dem aktuellen Stand bleiben. Hier sind Gerätemanagement und Kapazitätsauslastung gefragt."

Im IMB untersuchen die Wissenschaftler, wie Gene die Entwicklung eines Organismus steuern, durch welche Mechanismen die DNA ihrerseits gesteuert wird und wie Schäden an ihr in der Einzelzelle repariert werden. "In unserer Cytometrie können wir einzelne Zellen isolieren, zum Beispiel adulte Stammzellen", stellt Korn ein Beispiel für eine Technikplattform vor. Er präsentiert einen unscheinbaren Kasten von rund einem Meter Länge, der es allerdings in sich hat. "Damit lassen sich nahezu 100.000 Zellen in der Sekunde analysieren und parallel mit bis zu 16 Farbstoffen einfärben." Die Maschine steht in einem kleinen, fensterlosen Messraum. Daran schließt sich ein helles Labor an, dann folgen Schreibplätze mit Blick durch die raumhohen Fenster nach draußen. Nach diesem Dreierprinzip sind alle Laborbereiche im Institut aufgebaut. "Das wird von unseren Mitarbeitern sehr gut angenommen."

Offene Türen (fast) im ganzen Institut

Weiter geht es zu den Mikroskopen. Alle Türen auf dem Weg dorthin sind offen, das ist Philosophie im Haus. "Kommunikation und Interaktion zwischen unseren Teams sind essenziell." Korn zeigt ein makrokonfokales Mikroskop. Es ermöglicht einerseits, ein Objekt, etwa eine Larve, im Ganzen zu sehen. "Sie können dann aber auch bis auf die Zellebene heranzoomen, ohne das Objekt auszuspannen. So ein Gerät gibt es in Deutschland vielleicht noch ein-, zweimal."

Eine verschlossene Tür findet sich dann doch. Dahinter forscht die Gruppe um Prof. Christoph Cremer an besonders hochauflösenden Mikroskopen. Der Optikspezialist erreicht mit seinen Kreationen eine Auflösung von 10 bis 20 Nanometern; herkömmliche Geräte schaffen um die 200 Nanometer. Der Weg zu Cremer ist verschlossen, weil hier beim hochwissenschaftlichen Basteln schon mal ein Laserstrahl durch den Raum streift.

Bäume haben ihren Preis

Um die Ecke geht es zu den Büros. "Sie sind alle gleich groß und gut geschnitten", skizziert Korn knapp. Er führt in einen Besprechungsraum mit Blick auf den Lichthof und auf die Bäume. "Die werden automatisch mit Wasser und Nährstoffen versorgt. Das kostet fast so viel wie ein Doktorand." Sicher ist das ein Schmuckstück der Planer vom LBB. Doch als Mann des IMB hätte Korn womöglich lieber den Doktoranden.

Der Gang mit den Büros links und rechts endet an einer Bretterwand. Sie riegelt den zweiten Bauabschnitt ab. Die Gebäudeschale steht zwar schon, aber in diese Schale muss noch viel hinein. Von hier führt Korn in den Keller: Wie auf dem Dach dominiert dort die Versorgungstechnik. Unter anderem werden Gase für die Labors erzeugt, und in Kühltruhen lagern Zellen bei bis zu minus 150 Grad Celsius. "Im Moment können wir aber nur die Hälfte in Betrieb nehmen. Die Belüftung ist noch nicht ausreichend." Hier besteht definitiv noch Nachbesserungsbedarf.

Mehr als 400 Räume auf 6.000 Quadratmetern

Bernhard Korn hätte noch einiges zu bieten. Den großen Hörsaal etwa oder die vielen weiteren Core Facilities mit ihren High-Tech-Geräten. Aber rund 400 Räume auf 6.000 Quadratmetern, das ist einfach zu viel für eine Führung.

Der Rundgang endet an der Pforte. "Wir können bis zu 250 Mitarbeiter bequem unterbringen. Im Moment sind es knapp 90", erzählt Korn noch, bevor er zum nächsten Termin muss. Er hat viel Arbeit mit diesem jungen Haus voller High-Tech, wo noch nicht alles läuft, wie es soll. Aber daran wird gearbeitet.

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