"Qualität ist uns wichtig"

18. Juli 2018

Bereits seit zwölf Jahren engagieren sich Dr. Elke Göbel und Dr. Rainer Göbel in vielfältiger Weise für die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Nun hat das Ehepaar eine Stiftung ins Leben gerufen, mit der die beiden Gutenberg-Alumni vor allem internationale Studierende am Fachbereich Physik, Mathematik und Informatik fördern möchten.

Ende August 2017 war es soweit: Dr. Elke Göbel und Dr. Rainer Göbel gründeten die nach ihnen benannte Stiftung und präsentierten auch prompt den ersten Preisträger. Mit Johannes Roßnagel zeichneten sie einen jungen Physiker für seine herausragende Dissertation "A Single Atom Heat Engine" aus. "Wir wollten schnell starten", erinnert sich Rainer Göbel. "Aber wir wollten auch auf Qualität setzen." Beides gelang dem Ehepaar hervorragend. Roßnagels Forschung und sein Beitrag dazu im renommierten Wissenschaftsmagazin Science erregten internationales Aufsehen. Nur selten veröffentlicht ein Doktorand an so prominenter Stelle.

Mittlerweile hat Johannes Roßnagel seinen Doktortitel verliehen bekommen und ist nun zu Besuch bei den Göbels. "Ich komme gern", erklärt er. "Ich habe mich sehr über den Preis gefreut, es war eine schöne Überraschung." Zwischen den Dreien kommt schnell ein lebhaftes Gespräch in Gang. Schließlich sind auch Elke und Rainer Göbel promovierte Physiker. Beide haben an der JGU studiert.

Freunde der Universität Mainz e.V.

"Wir fühlen uns der Johannes Gutenberg-Universität Mainz eng verbunden", betont Elke Göbel. Der jüngste Ausdruck dieser Verbundenheit ist die Dres. Elke und Rainer Göbel-Stiftung.

Vor zwölf Jahren begann das Ehepaar, die Universität nach Kräften zu unterstützen. "Damals besuchten wir die Vorlesungen des Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessors Anton Zeilinger", erinnert sich Rainer Göbel. "Wir waren begeistert." Die Stiftungsprofessur wurde im Jahr 2000 vom Verein der Freunde der Universität Mainz e.V. ins Leben gerufen, der auf diesem Weg regelmäßig prominente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an die JGU einlädt. "Dadurch wurden wir auf den Verein der Freunde aufmerksam. Uns schien das eine gute Sache zu sein. Wir traten der Vereinigung bei."

Schnell war das Ehepaar in die vielschichtigen Aktivitäten des Vereins eingebunden und engagierte sich bald auch darüber hinaus. "Wir sind an der Hochschule für Musik präsent, unterstützen aber auch das Studium generale und sein hervorragendes Team. Wir werden oft zu Konzerten, Vorträgen und anderen Veranstaltungen eingeladen und profitieren auf diese Weise sehr von dem vielfältigen Angebot an der JGU." Darüber hinaus engagieren sich die Göbels seit seiner Etablierung 2011 für das Deutschlandstipendium mit jährlich mehreren Stipendien. Von Stifterseite fließen 1.800 Euro in solch ein Stipendium, der Bund legt dieselbe Summe obendrauf. Das macht die Förderung für Privatpersonen höchst effektiv.

"Im letzten Jahr kamen wir dann auf die Idee, eine eigene Stiftung zu gründen", fährt Rainer Göbel fort. "Nun haben wir keine Millionen zur Verfügung, sondern spenden und fördern ausschließlich aus den Ersparnissen unserer Einkommen. Wir fragten also in der Universität nach: Lohnt sich das überhaupt? Die Antwort kam prompt: Das lohnt sich sehr."

Zeitgemäße Verbrauchsstiftung

Die Dres. Elke und Rainer Göbel Stiftung wurde als Treuhandstiftung unter dem Dach der Johannes Gutenberg-Universitätsstiftung gegründet. "Dort nimmt man uns fast alle Arbeit ab", freut sich Elke Göbel. "In der Universitätsstiftung sitzen hervorragende Fachleute, denen wir hundertprozentig vertrauen können."

Von dort kam auch viel Zustimmung, eine Verbrauchsstiftung ins Leben zu rufen. "Das schien uns gerade mit Blick auf die aktuelle schwache Zinslage sinnvoll", erläutert Rainer Göbel. "Wir können bis zu zehn Prozent unseres Stiftungskapitals jährlich verbrauchen, sind also nicht allein auf Kapitalerträge angewiesen. Deswegen konnten wir auch sofort beginnen."

Mit der Stiftung will das Ehepaar den Fachbereich 08: Physik, Mathematik und Informatik fördern, dem sie sich durch ihre eigene akademische Ausbildung besonders verbunden fühlen. Zur Unterstützung dient der Stiftungsbeirat, dem neben dem Ehepaar die Dekanin des Fachbereichs, der geschäftsführende Direktor der Physik und die Kanzlerin der JGU angehören. Derzeit sind das Prof. Dr. Concettina Sfienti, Prof. Dr. Patrick Windpassinger und Dr. Waltraud Kreutz-Gers.

"Die Professoren Sfienti und Windpassinger schlugen Johannes Roßnagel für eine Auszeichnung vor", erzählt Rainer Göbel und schaut hinüber zu dem jungen Physiker. "Sie meinten, seine Forschung sei wirklich außergewöhnlich. Und ich sagte ja bereits: Qualität ist uns wichtig."

Weltweit kleinste Wärmemaschine

Roßnagel schuf in der Arbeitsgruppe Quanten-, Atom- und Neutronenphysik (QUANTUM) am Institut für Physik der JGU eine Wärmekraftmaschine aus einem einzelnen Kalzium-Atom. "Im Prinzip haben wir aus Temperaturunterschieden mechanische Arbeit generiert und das auf ein Atom herunterskaliert", erklärt Roßnagel. "Uns ging es nicht darum, besonders hohe Leistung zu erzielen, sondern zu zeigen, dass das in so einem Maßstab überhaupt möglich ist."

Das Kalzium-Atom wird in einer sogenannten Paul-Falle durch abwechselnde Erwärmung und Abkühlung ins Schwingen gebracht. "Wir wollten auch demonstrieren, dass in unserem Fach Wärme nutzbar gemacht werden kann. Sonst wird bei unseren Experimenten immer alles heruntergekühlt. Nun können wir aus Wärme Arbeit erzeugen." Die kleinste Wärmemaschine der Welt erfüllte alle Erwartungen. Und Roßnagel wurde zum ersten Preisträger der Göbel-Stiftung.

Rainer Göbel strahlt: "Der Preis war nur der Startschuss. In Zukunft werden wir internationale Studierende fördern. Das erscheint auch der Hochschulleitung sehr sinnvoll und wir greifen diese Idee gern auf."

Mehr Präsenz, höhere Relevanz

Bereits jetzt, kurz nach der Gründung, sind die Göbels von der Resonanz auf ihr Engagement begeistert. "Mit einer Stiftung haben wir eine ganz andere Präsenz, als wenn wir nur punktuell spenden", so Rainer Göbel. "Auch die Relevanz für die Wissenschaft ist viel höher. Und bei einer Verbrauchsstiftung haben wir die Chance, alles noch mitzuerleben und mitzugestalten. In 30 Jahren muss niemand mehr fragen: Wer waren denn noch diese Göbels mit ihrer Stiftung? Wir wollen jetzt aktiv sein."

Elke Göbel ergänzt: "Öfter kommen jetzt Bekannte auf uns zu und sagen: Das ist ja toll, dass ihr eine Stiftung gegründet habt. Das wollen wir demnächst auch machen." Die Johannes Gutenberg-Universitätsstiftung bietet vielfältige Formen des Mitwirkens und freut sich auf rege Anfragen.