Studierende präsentieren ihre Arbeiten

6. Februar 2020

Jeweils gegen Ende des Wintersemesters verwandelt sich die Kunsthochschule Mainz in einen riesigen, vielgestaltigen Ausstellungsraum: Die Studierenden zeigen Malerei, Skulptur, Grafik, Zeichnung, Film, Fotografie, Medienkunst, Installation und Performance. Auch in diesem Jahr war die Öffentlichkeit wieder eingeladen zum Rundgang durch die Säle und Ateliers, zum Dialog mit den jungen Künstlerinnen und Künstlern.

Alles ist in Weiß und stählernem Grau gehalten. Helle Vogelspuren führen über den dunklen Boden, dazwischen winden sich hier und da Ketten. Vereinzelt ragen durchbrochene, mauerähnliche Gebilde in die Höhe und eine Art blasses Kopfsteinpflaster weist tiefe Abdrücke von Vogelklauen auf. "Ich möchte den Blick auf den Boden lenken", erzählt Jueun Lee aus der Bildhauer-Klasse von Prof. Tamara Grcic, "darauf soll sich alles konzentrieren." Aus Styropor, Gips, Lehm und Metall schuf sie eine komplexe Landschaft, in der organische Elemente mit starren Strukturen in Dialog treten. "Farbe ist mir nicht so wichtig bei meiner Arbeit, sie würde nur ablenken. Mir geht es um das Material und die Formen."

Lee studierte in Südkorea Werbedesign, bevor sie an die Kunsthochschule Mainz kam. "Beim Design ging es eher darum, etwas Nutzbares zu schaffen, aber hier in der Kunst arbeite ich sehr frei." Mit ihrer raumgreifenden Skulptur präsentiert sie ihre Meisterschüler-Ausstellung.

Schutzraum und Ermöglichungsraum

Wenn die Kunsthochschule Mainz zu ihrem jährlichen Rundgang einlädt, dann lauert in jedem Raum, in jedem Winkel Kunst. Selbst in einer Toilette werden Besucherinnen und Besucher von einer Installation überrascht: Helena Hafemann zeigt ein Waschbecken, aus dem seltsame, plüschige Riesenpillen zu strömen scheinen. An der Wand hängen Toilettenpapierrollen in Reihe, das Papier kunstvoll perforiert.

Zur Eröffnung dieser großen studentischen Werkschau spricht Dr. Martin Henatsch vom "besten und schönsten Rundgang", den er hier je erlebt habe. Der Rektor der Kunsthochschule schaut zurück auf ein ereignisreiches Jahr und stellt fest: "Es war geprägt von einer Dynamik, in der es viel darum ging, unser Haus voranzubringen und weiterzuentwickeln."

Erstmals gab es derart viele hoch qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber auf einen Studienplatz, dass die Hochschule beschloss, über ihre Kapazitäten hinaus zu gehen: "Plötzlich hatten wir 40 Studierende in unserer Basisklasse, wo wir normalerweise höchstens 30 verkraften. Neue Lehrkräfte und Räume mussten her. Wir mussten unseren Ausstellungsraum für ein Semester umfunktionieren." Dies wiederum führte zu einer besonderen studentischen Initiative: Julia Gerke und Alina Röbke schufen neben dem Haupteingang der Hochschule einen Kubus, eine begehbare Skulptur: "POKY – institute of contemporary art" nennen sie diesen neuen, temporären Ausstellungsraum.

Henatsch stellt die beiden zentralen Aspekte der Hochschule heraus: "Auf der einen Seite bieten wir einen Schutzraum nach innen. Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Künstlerinnen und Künstler beste Möglichkeiten finden, sich zu entwickeln. Wir sind ein Ermöglichungsraum." Auf der anderen Seite solle die Hochschule eine Brücke in die Öffentlichkeit bauen. Den Rundgang sieht er dabei als tragendes Element.

Von der Graffiti-Spur zur Klangskulptur

Tatsächlich zieht die Schau Neugierige und Kunstinteressierte, Galeristen, Förderer und viele mehr an. Auch die Direktorin der Kunsthalle Mainz, Stefanie Böttcher, ist gekommen, um eine Kooperation für das eben begonnene Jahr anzukündigen: Ab dem 19. Mai werden unter dem Titel "Wir leben auf einem Stern" Werke von Studierenden sowie von Absolventinnen und Absolventen in ihrem Haus zu sehen sein. "Damit wollen wir die tolle Entwicklung der Kunsthochschule unterstützen", meint sie.

Julien Hübsch setzt sich in seiner Kunst mit Graffiti auseinander: Rostige Metallstangen halten eine blaue PVC-Plane an der Wand, ein offensichtlich wiederverwendetes Stück, woran wiederum das Fragment einer Zeichnung gepinnt ist. "Die Grundessenz von Graffiti ist, irgendwo hinzugehen und Spuren zu hinterlassen", meint Hübsch. "Graffiti ist eigentlich immer ein Dialog." Der allerdings werde häufig unterschätzt: In der Szene sei es üblich, dass Künstlerinnen und Künstler ihre Werke übermalen. "Durch dieses Arbeiten pushen sie sich gegenseitig hoch."

Hübsch konnte an der Kunsthochschule in der Malerei-Klasse von Prof. Shannon Bool einen eigenen Zugang zu Graffiti entwickeln. Nun hinterlässt er seine ganz speziellen Spuren, die auch ein wenig mit dem Genre und dessen Rezeption spielen. Davor lebte er einige Zeit als freischaffender Künstler in Luxemburg. "Aber ich kam nicht wirklich voran. Mir fehlte der Austausch mit professionellen Künstlerinnen und Künstlern und mit Gleichaltrigen." Beides fand er in Mainz.

Ähnlich sieht das Giacomo Frey: "Mit der Kunst ist man in der Schwebe, deshalb baut man auf den festen Rückhalt der Professorinnen und Professorinnen und auf die Unterstützung der Klasse, in der man sich Rat holen kann." Er schätzt den Dialog mit starken Persönlichkeiten, die ihn frei arbeiten lassen und nichts aufzwingen. Seine begehbare Skulptur aus Pappe, Schleifpapier, Draht und anderen Materialien lässt sich in Interaktion zum Klingen bringen. In einem abgedunkelten Korridor setzen Kontaktmikrofone selbst ein sanftes Kratzen in Klänge um.

Ausgezeichnete Studierende

Neun Auszeichnungen gab es anlässlich des Rundgangs zu verteilen: Der Verein der Freunde der Universität, die Mainzer Volksbank und der Lions Club Mainz-Schönborn stifteten Preise und Stipendien für Studierende. Julia Gerke, mitverantwortlich für den temporären Ausstellungsraum "POKY", erhielt vom Gutenberg Lehrkolleg (GLK) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) den Preis für die beste Abschlussarbeit ihres Jahrgangs.

Zeit und Erinnerung sind Gerkes große Themen. In der Bildhauer-Klasse von Sabine Groß entstand die Skulptur, die sie beim Rundgang präsentiert: Auf einer Art Mauerfragment mit tapezierten Flanken liegt eine Taschenuhr, deren überlange Kette hinunter zu einer Wartungsklappe führt. Unter dem Fragment ragt eine sich streckende Hand hervor, ein dunkler Umriss nur, die nach jener schier unerreichbaren Uhr weit oben zu greifen scheint. "Beyond Reach" nennt die Studentin ihre Arbeit.

"Ich gehe gern von Redewendungen, von Metaphern aus", sagt Gerke. "Ich mag ihre Konkretheit." Mit Elementen, die aus der alltäglichen Umgebung stammen könnten, schafft sie etwas Neues, manchmal subtil Befremdliches. "Dabei finde ich es wichtig, dem Betrachter Hinweise zu geben, worum es geht. Ich versuche etwas anzudeuten, möchte zugleich aber auch Leerstellen lassen."

Rektor Henatsch ist von den Arbeiten seiner Studierenden überzeugt. "Sie zeigen tolle Auseinandersetzungen, manchmal erschreckend professionell", meint er. "Unser Rundgang ist ideenreich und er ist spannend", wirbt er. Davon konnten sich die Besucherinnen und Besucher auch in diesem Jahr überzeugen.

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