Junge Forscher auf dem Campus

14. Juli 2013

Die Allgemeine Zeitung Mainz spendierte 24 Kindern einen Mitmach-Tag im NaT-Lab für Schülerinnen und Schüler an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Dort suchten die kleinen Forscherinnen und Forscher nach einer Antwort auf die Frage: "Was macht ein Chemiker?"

Ganz wichtig ist der weiße Laborkittel und auch die Schutzbrille muss unbedingt sein. Das sieht die neunjährige Hannah im Prinzip ja auch ein. Als sie dann aber ihr Spiegelbild in einer Fensterscheibe sieht, ist sie nicht wirklich begeistert: "Wie sehe ich denn aus?"

Hannah ist eines von 24 Kindern, die auf Einladung der Allgemeinen Zeitung Mainz einen Tag lang zwischen Petrischalen und Bunsenbrennern, Mikroskopen und Reagenzgläsern verbringen dürfen. Es gilt, im NaT-Lab der JGU die Welt der Chemie zu entdecken. Sechs Studierende stehen den Mädchen und Jungen dabei zur Seite.

"Wir haben zu Hause einen kleinen Chemiekasten", erzählt Hannah. "Der steht auf dem Tisch im Esszimmer. Da hat mich meine Mama immer an so Sachen riechen lassen. Aber das hier ist viel besser. Ein Esszimmer ist eben kein Labor."

Rund 6.000 Besucher pro Jahr

Im letzten Jahr erst zog das NaT-Lab für Schülerinnen und Schüler in seine neuen Räume im Neubau des Instituts für Physikalische Chemie. Alles sieht noch frisch aus. Hannah steht mit drei weiteren Mädchen an einer Laborbank. Vor ihr reihen sich sechs Gläser mit rätselhaften Substanzen. Eine ist körnig und blau, eine andere sieht aus wie weißer Sand. Diesen Stoffen werden die Kinder einige ihrer Geheimnisse entlocken.

Im NaT-Lab haben kleine Forscher die Chance, sich den naturwissenschaftlichen Fächern spielerisch zu nähern. Seit dem Jahr 2000 gibt es die Einrichtung. Damals fehlte es deutlich an Nachwuchs im Fachbereich Chemie. Da kamen die Verantwortlichen auf die Idee, schon bei den Kindern die Neugier mit Experimenten zu wecken.

"Wir haben klein angefangen. Wir hatten anfangs keine eigenen Räume", erzählt Dr. Christa Welschof, die Leiterin des NaT-Lab. "Inzwischen sind wir eine Institution." Insbesondere Schulklassen nutzen das vielfältige Angebot des Labors. Rund 6.000 Mädchen und Jungen kommen pro Jahr, um in die Welt von Chemie und Physik, Biologie und Geologie einzutauchen. Betreut werden sie von Praktikanten, Lehramtsstudierenden oder Doktoranden.

Das Geheimnis der schwarzen Späne

"In der Schule kann man einfach nicht so experimentieren wie hier", meint Alana Hessel. Sie studiert Chemie und Mathematik. Heute ist es das erste Mal, dass sie in ihrem Praktikum ganz allein eine der kleinen Gruppen leitet. "Der Umgang mit den Kindern ist eine schöne Abwechslung. Sonst steht man oft allein im Labor. Hier lernt man, den Stoff, den man selbst im Studium gelernt hat, auf ein für die Kinder verständliches Niveau herunterzubrechen."

Der neunjährige Philipp probiert gerade aus, welche der sechs Substanzen vor ihm magnetisch sind. Dazu wird erst einmal eine Probe in eine Petrischale gefüllt. Dann führt Philipp einen Magneten von unten an den Behälter. Bei der blauen Substanz tut sich nichts, bei dem weißen Sand auch nicht. Aber diese schwarzen Späne ... Super! Philipp taucht den Magneten nun auch gleich von oben hinein. Prompt kleben alle Späne fest.

Genau das wollte Matthias Gewehr vermeiden. Er studiert Biologie und Chemie auf Lehramt. Die Arbeit im NaT-Lab ist für ihn eine gute Vorbereitung auf spätere Unterrichtsstunden. Nun aber muss er erst einmal mühsam die Späne wieder vom Magneten lösen. Schließlich wartet der nächste Stoff schon darauf, geprüft zu werden. "Diesmal aber wieder von unten", mahnt Gewehr, als er den Magnet wieder in die Hände der Schülers gibt.

Was ist was?

Die Kinder werden noch prüfen, ob die Stoffe wasserlöslich sind, und sie werden ausprobieren, wie sie sich über der offenen Flamme verhalten. "Das macht unseren jungen Besuchern immer am meisten Spaß", weiß Gewehr. Alle Ergebnisse werden ordentlich in ein Protokoll eingetragen, wie es sich eben gehört in der Forschung.

Dann bekommen die Kinder eine Liste mit den Namen von sechs Substanzen und einer Beschreibung ihrer Eigenschaften. Was ist nun was? "Kupfersulfat", steht dort, "blaue Kristalle, nicht magnetisch, löst sich in Wasser auf, grüne Flammenfärbung." Das ist einfach. "Das erste Glas", kräht Philipp. Auch die Eisenspäne hat er schnell identifiziert. Aber was ist nun Seesand, was Natriumchlorid und was Strontiumnitrat?

Die Antwort muss verschoben werden. Jetzt ist erst einmal Pause. Raus aus den Kitteln und weg mit den Brillen! "Jetzt bin ich wieder schön", meint Hannah zufrieden.

Besuch vom AZ-Maskottchen

Als besonderes Extra taucht Kruschel auf, das Kindermaskottchen der Allgemeinen Zeitung. Vor dem Labor verschenkt die grüne 2-Meter-Puppe Lutscher und Gummibärchen, Kinderzeitungen und Aufkleber. Philipp rätselt: "Ein Saurier ist das nicht, oder? Ein Drache vielleicht oder ein Fabelwesen?" Hannah geht handfester an das Rätsel ran und experimentiert: Sie kneift das Riesenvieh in den Plüschbauch. Keine Reaktion. Noch mal, aber feste. Nichts!

Da reagieren Kupfersulfat und Natriumchlorid doch zuverlässiger. Nach wenigen Minuten schon stürmen 17 Mädchen und 7 Jungen wieder das Labor. "Vergesst die Kittel und die Brillen nicht", ruft Welschof ihnen nach. Hannah seufzt. Für die Forschung muss man eben Opfer bringen.