Einladung zur Zeitreise durchs Universum

2. Dezember 2013

Der 15. Inhaber der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur wird sein Publikum auf eine lange Reise mitnehmen: "Vom Urknall zur Dunklen Energie" will Prof. Dr. Christof Wetterich im Sommersemester 2014 führen. Der Heidelberger Physiker lädt ein zu einer Vorlesungsreihe, in der er sich gemeinsam mit namhaften Fachwissenschaftlern dem Ursprung des Universums nähert.

Es geht um die ganz großen Fragen: Woraus besteht das Universum? Woraus ist es entstanden? Wie sieht seine Zukunft aus? Es geht um Zeit und Raum, um Dunkle Materie und Dunkle Energie. Wie kaum ein anderer kann hier Prof. Dr. Christof Wetterich Auskunft geben. Er gilt nicht nur als einer der kreativsten Köpfe der Astrophysik, er hat mit seinen Forschungen Bahnbrechendes geleistet und gehört zu den international führenden Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Kosmologie. Deswegen holt ihn die Stiftung "Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur" im kommenden Sommersemester nach Mainz.

"Wissenschaft soll faszinieren, Wissenschaft kann faszinieren, Wissenschaft wird faszinieren." Mit diesem rhetorischen Dreisprung umreißt Prof. Dr. Andreas Cesana die Funktion der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur. Auch im 15. Jahr wird das wieder gelingen, davon ist der Vorsitzende der Stiftung überzeugt. "Denn wir haben eine herausragende Persönlichkeit mit tollen Ideen ausgewählt."

13,75 Milliarden Jahre in Richtung Vergangenheit

"Vom Urknall zur Dunklen Energie – Eine Zeitreise durch das Universum" betitelt Wetterich seine Vorlesungsreihe, die ihn ab April 2014 an zehn Abenden an die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) führen wird. Gemeinsam mit prominenten Gästen wird er im größten Hörsaal der JGU einen Einblick in die aktuelle Forschung geben. "Er wird sein Thema sehr tief gehend analysieren", verspricht Cesana. "Er hat etwas dazu zu sagen – und er will etwas dazu sagen."

Cesana selbst ist von dem Thema gefesselt, das wird bei der Vorstellung des neuen Stiftungsprofessors deutlich. "Für Nichtfachleute ist es immer wieder erstaunlich und verblüffend, dass es möglich ist, das Alter des Universums zu ermitteln." 13,75 Milliarden Jahre sind seit seiner Entstehung vergangen. Und am Ursprung wird Wetterich beginnen – oder genauer: "Ein Millionstel einer Millionstel Sekunde nach dem Urknall", so Cesana.

Nach den wichtigen Entdeckungen der letzten Jahre lassen sich heute das Universum, seine Geschichte und seine Zukunft schlüssig beschreiben. Genau das wird Wetterich als Stiftungsprofessor tun. "Wir werden dabei lernen müssen, viele unserer Denkweisen aufzugeben", sagt Cesana.

15 Jahre prominente Gäste für die JGU

Längst ist die Bekanntgabe des neuen Stiftungsprofessors ein ganz besonderer Termin an der JGU. "Für uns ist dieses alljährliche Ereignis immer ein Anlass zu großer Freude", betont Peter Radermacher, der Vorsitzende des Vereins der Freunde der Universität Mainz e.V. Dieser Verein rief sie Stiftungsprofessur im Jahr 2000 aus Anlass des 600. Geburtstags von Johannes Gutenberg ins Leben. In der Folge gelang es immer wieder, bedeutende Persönlichkeiten und große Forscherinnen und Forscher nach Mainz zu holen. So sprach der Evolutionsbiologe Bert Hölldobler über "Die Soziobiologische Revolution", Hans-Dietrich Genscher machte sich Gedanken über "Europa auf dem Weg in eine neue Weltordnung" und Karl Kardinal Lehmann lenkte den Blick auf die Weltreligionen.

"Als Physiker freue ich mich besonders, dass diesmal ein Physiker Stiftungsprofessor geworden ist", so Prof Georg Krausch. Und als Universitätspräsident fügt er hinzu: "Christof Wetterich passt gut zu unserer Hochschule." Schließlich stehe die Universität in Sachen Teilchen- und Atomphysik ganz vorn, belegt unter anderem durch die Einrichtung des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Exzellenzclusters PRISMA im Jahr 2012. "Auch an der Entdeckung der Higgs-Teichen hatten Wissenschaftler der JGU einen Anteil", sagt Krausch. Dieses Teilchen ist unverzichtbar, wenn es darum geht, das Universum zu beschreiben. Mit ihm wird sich Wetterich ebenfalls befassen.

Dimensionen der Theologie und Philosophie

Darüber hinaus sollen fächerübergreifende Aspekte eine Rolle spielen. "Wenn wir über das Universum reden, betrifft das auch die Philosophie und die Theologie", erklärt Cesana. "Wetterich wird auf diese Dimensionen eingehen." – "Es drängen sich auch wissenschaftspolitische Fragen auf", ergänzt Krausch. Experimente, die mehr über den Ursprung des Universums enthüllen, die näher an den Urknall heranführen, kosten viel Geld. "Da stellt sich die Frage: Wie hoch ist die Bereitschaft zur Finanzierung dieser Forschung?"

Um die Finanzierung der Stiftungsprofessur 2014 muss sich Krausch keine Gedanken machen. Sie ist ein Geschenk der Freunde der Universität Mainz e.V. an die Hochschule. "Die Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur ist ein echter Leuchtturm mit Strahlkraft über die Stadt und die Region hinaus", bestärkt Radermacher. Laien wie Fachleute, Studierende wie Lehrende sind zu den Vorlesungsabenden eingeladen.

Finanzierung steht, wird aber schwieriger

"Es war von Anfang an unsere Idee, auch die breite Bevölkerung auf den Campus zu bringen", betont Dr. Hans Friderichs, Ehrenvorsitzender der Freunde, ehemaliger Bundeswirtschaftsminister und Mitinitiator der Stiftungsprofessur. Rückblickend stellt er fest: "Das ist uns voll gelungen."

Wie jedes Jahr stellt die Stiftung ein Budget von rund 50.000 Euro für die Professur zur Verfügung. Darin sind verschiedenste Posten, auch Anreisen und Unterbringungen, enthalten. Stiftungserträge und das jährliche Fundraising-Dinner ermöglichen es, diesen Betrag zur Verfügung zu stellen.

Leichter allerdings wird diese Aufgabe in Zeiten der Finanzkrise und der schrumpfenden Zinssätze nicht. "Wir müssen uns bemühen, Jahr für Jahr", berichtet Peter Geipel, Schatzmeister der Stiftung. Für 2014 hat es zum Glück wieder funktioniert. Der Stiftungsprofessor kann kommen, Wetterich kann auf eine Zeitreise durch das Universum einladen.