18. Februar 2019
Uni-Tanz Mainz ist auf Erfolgskurs: Das Team der Tanzabteilung im Allgemeinen Hochschulsport der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) wurde letztes Jahr beim 60. European Tournament for Dancing Students zum besten Team gekürt, und auch die einzelnen Tänzerinnen und Tänzer brachten Titel mit nach Hause. Am 23. Februar lädt Uni-Tanz zum 16. Mainzer Fastnachtsturnier mit anschließender Tanznacht. Dies wird der Höhepunkt der Saison, zu dem alle willkommen sind.
An die 40 Paare drehen sich unter den Kronleuchtern in der Aula der Alten Mensa. Ein Langsamer Walzer soll es sein. Hier und da sieht es bereits recht elegant aus, doch manch einer stolpert noch durch die Schritte. Besonders tragisch allerdings scheint das hier niemand zu nehmen. Dies ist schließlich der Anfängerkurs, da darf schon mal etwas schiefgehen. Die Stimmung ist entspannt, auch wenn es sehr danach aussieht, als würde sich jeder bemühen. Ein Lächeln ist immer drin.
"Im A-Kurs lehren wir vor allem die Grundschritte", erklärt Tanztrainerin Flora Bastian. "Für viel mehr haben wir gar nicht die Zeit in den 10 bis 13 Tanzstunden während des Semesters." Vier Standard- und vier Lateintänze stehen auf dem Programm. "Im Fortgeschrittenen-Kurs können wir dann das Figurenrepertoire erweitern."
Vom Tischtennisraum in die Aula
"Die Studierenden sollen bei uns Freude am Tanzen entwickeln, das ist am wichtigsten", betont Jens Dyck, Leiter von Uni-Tanz Mainz – oder hochoffiziell: Abteilungsleiter Gesellschaftstanz im Allgemeinen Hochschulsport der JGU. Vor 24 Jahren übernahm er diese Aufgabe. "Damals trainierten wir noch in einem Tischtennisraum auf gerade mal 40 Quadratmetern." Kaum jemand hatte die Mainzer Universität auf dem Schirm, wenn es ums Tanzen ging. "Ich erinnere mich, wie ich mit einem einzelnen Paar zu unserem ersten ETDS nach Wuppertal fuhr." Das war 2004.
Seitdem hat sich einiges getan: Vorigen Oktober etwa, beim 60. European Tournament for Dancing Students (ETDS) im tschechischen Brno, waren die Mainzer mit 16 Tänzerinnen und Tänzern vertreten. Sie wurden nicht nur zum besten Team gekürt, viele Paare belegten vordere Plätze in den verschiedensten Turnier-Kategorien. Flora Bastian kam gemeinsam mit Joachim Pfuhl bei den Latin Champions auf den ersten Platz.
Zwei Mal im Jahr finden solche Studierenden-Turniere an wechselnden Orten statt. Kommendes Pfingsten wird es nach Clausthal gehen. "Das sind vor allem soziale Treffen", erzählt Bastian, "wir tragen keine harten Wettkämpfe aus. Abends steigt eine Party, und es wird gefragt: Wer will morgen mittanzen?" Das Niveau ist zwar beachtlich, aber zur offiziellen Wettkampfszene ist es noch mal ein Schritt. Wirklich gute Tänzerinnen und Tänzer treten beim ETDS in einer eigenen Turnierklasse an und werden einander zugelost, damit sie den Wettbewerb nicht allzu sehr dominieren. So soll der freundschaftliche Austausch erhalten bleiben, der den Charakter der Veranstaltung ausmacht.
"Joachim und ich werden beim nächsten Heimturnier im Februar die Rollen wechseln", meint Bastian. "Er wird mit einem Herrn als Dame tanzen und ich mit einer Dame als Herr." Solch ein Tausch ist durchaus nicht unüblich. "Es macht die Sache interessanter, beide Seiten zu kennen."
Großer Andrang bei Tanzkursen
Nach einer Stunde ist der A-Kurs beendet, die Tänzerinnen und Tänzer des F-Kurses treten aufs Parkett. "Sie zu unterrichten ist eine Herausforderung", sagt Bastian. "Es sind Paare dabei, die schon seit zehn Jahren tanzen, aber auch welche, die erst voriges Semester einen Anfänger-Kurs belegt haben. Sie bringen also ganz unterschiedliche Voraussetzungen mit."
Dyck lässt sich davon nicht beeindrucken. Er trainiert sowohl den F-Kurs als auch die später folgende Leistungsgruppe. "Heute üben wir eine Figur ein, die vor allem für die Damen eine Herausforderung ist." Erst lässt er die Herren allein üben, dann die Damen, danach geht es gemeinsam weiter – mit den klassischen Anweisungen, die wohl beinahe jeder aus der Tanzstunde kennt: "Eins, zwei, drei, vier, zwei, drei, vier … Und jetzt habt ihr wieder einen Handwechsel …"
Der Andrang beim Uni-Tanz Mainz ist groß: Allein auf den A-Kurs bewerben sich um die 130 Personen. Studierende aller Fachbereiche treffen hier aufeinander. Als Bastian dazukam, studierte sie Linguistik. Das ist nun rund zehn Jahre her. Mittlerweile arbeitet sie an der Hochschule Mainz, aber der Tanzabteilung ist sie treu geblieben. "Ich war schnell in der Leistungsgruppe, und von da an fuhr ich auf jedes Turnier mit. Dann hieß es, dass ein Trainer für den A-Kurs gesucht wird, und jemand meinte einfach: Das macht Flora."
Mainzer Fastnachtsturnier
Joachim Pfuhl studiert Chemie an der JGU. "In der zehnten Klasse war ich in der Tanzschule, das machte mir Spaß." Doch es geriet bald in Vergessenheit. "Die Jungs spielten eher Fußball." 2016 kam er in die USA. "Dort erlebte ich das Ballroom Dancing, bei dem Universitäten gegeneinander antreten. Das ist in Amerika eine große Sache. Ich merkte: So etwas hatte mir gefehlt." Zurück in Deutschland schaute er sich um, traf auf den Uni-Tanz Mainz und war bald in der Leistungsgruppe. Von dort ging es weiter in den Tanzverein, wo er nun auf offizielle Turniere hintrainiert.
Mathematikstudentin Tanja Heich leitet das Organisationsteam, das sich um das traditionelle Mainzer Fastnachtsturnier kümmert, das große Ereignis, das der Uni-Tanz Mainz ausrichtet. Es findet alljährlich zur Fastnachtszeit statt und wird durch einen feierlichen Tanzabend, die Mainzer Uni-Tanz-Nacht, abgerundet.
"Beim Turnier treten in der Regel bei jedem der zehn möglichen Tänze bis zu 38 Paare an", erklärt Heich. Der Wettkampf ist vor allem anfängerfreundlich. "Wir haben eine spezielle Newcomer-Wertung, die auch unerfahrene Tänzerinnen und Tänzer ermutigen soll, mitzumachen. Sie sollen auf diese Weise einen ersten Eindruck bekommen, wie so ein Turnier abläuft." Abends geht das Ganze dann in einen feierlichen Tanzabend über: Ein Buffet steht bereit, zwei Show-Acts sind angekündigt. "Im Grunde bin ich das gesamte Jahr über mit einem etwa zehnköpfigen Team am Vorbereiten."
Wer führt auf der Tanzfläche?
Im Saal der Alten Mensa stehen mittlerweile die Paare der Leistungsgruppe bereit. "Ich glaube, dass wir wenige Leute dabei haben, die gleich mit dem Gedanken an einen sportlichen Wettkampf einsteigen", meint Dyck. "Aber diese Gruppe soll durchaus die Universität bei Turnieren repräsentieren." In dieser Gruppe sei es gar nicht mehr so wichtig, möglichst viele Figuren einzuüben, meint Bastian. "Alles dreht sich um das 'Wie', um die Qualität der Bewegung und die Charakteristika der Tänze. Hier lernen die Paare auch Tricks, wie
sie miteinander kommunizieren."
Bei guten Tänzern geht es nämlich längst nicht mehr nur darum, ob oder wann der Herr führt, oder ob die Dame sich führen lässt. "Tatsächlich führen beide", stellt Dyck klar. "Männer, die darauf beharren, dass allein sie etwas zu sagen haben, werden in diesem Sport nicht weit kommen, und Frauen, die nur passiv sind, genauso wenig."
Dyck schaut sich um im Saal. Er ist hochzufrieden mit seiner Tanzabteilung, stellt aber zugleich klar: "So etwas können Sie nicht als Einzelkämpfer leisten. Ich habe ein hervorragendes Team. Das sind tolle Leute, auf die ich stolz bin." Es gibt mehr Bewerberinnen und Bewerber als Kursplätze, auf den ETDS glänzt der Uni-Tanz Mainz – und mit der Aula in der Alten Mensa steht die ideale Räumlichkeit zur Verfügung. "Ich kann mir nur wünschen, dass wir unseren Erfolgskurs fortsetzen", sagt Dyck, "dass die Leute weiter viel Spaß haben und dass dieses tolle Team zusammenbleibt."