1. Dezember 2016
Er hat die Entwicklung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) über Jahrzehnte hinweg begleitet und mitgestaltet: Dr. h.c. Klaus G. Adam schaut im Gespräch zurück auf sein vielgestaltiges Engagement. Der ehemalige Banker und Wirtschaftsprüfer brachte viel in Bewegung, betont aber, dass solch ein Erfolg nur im Team zu erreichen ist.
Im Grunde hält er es für völlig überflüssig, dass groß über ihn berichtet wird. "Es ist doch schon alles geschrieben worden", meint Dr. h.c. Klaus G. Adam lächelnd. Auch Fotos müssten nicht unbedingt sein. "Sie haben schon so viele von mir", sagt Adam, bevor er sich geduldig neben die Gutenberg-Büste im Forum universitatis stellt.
Es stimmt schon: Es gibt viele Fotos von Klaus G. Adam. Unter anderem würdigte die JGU seine Verdienste um die Förderung von Wissenschaft und Kunst mit der Diether von Isenburg-Medaille. Das wurde 1996 im Bild festgehalten. Im Jahr 2001 beehrte ihn der Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften mit einem Ehrendoktor – und auch die Verleihung der Ehrenbürgerwürde der JGU an den ehemaligen Banker im Jahr 2011 ist gut dokumentiert. "Wollen Sie die Fotos aneinanderreihen, um zu sehen, wie ich langsam altere?", feixt er.
Großartige Mitstreiter
Adam ist einer der großen Förderer der Mainzer Universität. Er hat ihre Entwicklung über Jahrzehnte hinweg begleitet: erst als Vorstandvorsitzender der Landesbank Rheinland-Pfalz und dann in zahlreichen Ehrenämtern. Er war Vorsitzender des Vereins der Freunde der Universität Mainz e.V., des Hochschulkuratoriums und der Johannes Gutenberg-Universitätsstiftung, um nur drei Beispiele zu nennen. Nun, mit 75, gibt er seine leitenden Positionen nach und nach ab, doch er arbeitet weiter in den Gremien.
"Es wäre völlig falsch, mich in besonderer Weise herauszustellen. Entscheidend ist das Team, das sich über die Jahre gebildet hat. Dieses Team entstand aus der Begeisterung für die Universität." Adam nennt den ehemaligen Bundeswirtschaftsminister Dr. Hans Friderichs, er nennt Ferdinand Scherf, Otto Boehringer und einige mehr. "Sie ermöglichten eine großartige Arbeit ohne jedes Gefühl der Belastung." Adam vergisst auch nicht, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der JGU als wertvolle Unterstützer zu erwähnen – ganz zu schweigen von den drei Universitätspräsidenten, die er miterlebt hat. "Die Zusammenarbeit war unkompliziert und sehr vertrauensvoll." Er vergisst überhaupt selten, andere zu loben. Erst dann redet Adam über sich.
"Ich gehöre noch zur Kriegsgeneration." Adam wurde 1941 in Wiesbaden geboren. "Der Wiederaufbau ist ein hartes Stück Arbeit gewesen." Sein beruflicher Weg sei ihm nicht gerade in die Wiege gelegt worden. Doch er führte ihn weit: Von 1990 bis 2004 war er Vorstandsvorsitzender der Landesbank Rheinland-Pfalz, 2003 wurde er Vorsitzender des Aufsichtsrats der Bankgesellschaft Berlin AG und der Landesbank Berlin.
Engagement aus Dankbarkeit
"Ich habe in meinem Leben viel Glück gehabt, dafür bin ich dankbar. Und es gehört zu meinen Grundvorstellungen, diese Dankbarkeit zu zeigen – nicht nur übers Scheckbuch, sondern durch tätige Unterstützung."
Als Bankchef seien 70-Stunden-Wochen keine Seltenheit gewesen. Da war jenseits der Überreichung von Schecks wenig Zeit fürs Engagement in Sachen Universität. Als Adam 2004 den Beruf des Bankers an den Nagel hängte, sagte er sich: "Nun organisierst du dein Leben ein bisschen neu." Neben seinen Mandaten in diversen Aufsichtsräten wandte er sich mehr dem Ehrenamt und damit auch der JGU zu.
"Wenn ich drei Bereiche nennen sollte, die mir ganz besonders am Herzen liegen, dann ist da zuerst die Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur." Sie wurde im Jahr 2000 von den Freunden der Universität über eine Stiftung ins Leben gerufen, deren Kuratorium Adam viele Jahre leitete. Es geht darum, ein Mal im Jahr prominente, hochkarätige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für eine Vorlesungsreihe an die JGU zu holen, die dann jeweils ein hoch relevantes Thema in den Mittelpunkt stellen. Zuletzt war der Biopsychologe Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Onur Güntürkün an der JGU zu Gast. Seine Reihe "Psychologie und Gehirn: Zur Innenansicht des Menschen" fand riesigen Anklang.
Eine Marke für die JGU
"Güntürkün war großartig. Der Hörsaal war voll, die Leute standen vor den Türen und die Vorlesung wurde in einen weiteren Hörsaal übertragen." Die Stiftungsprofessur ist eines der Angebote, mit denen sich die Universität in Richtung Stadt und die Rhein-Main-Region insgesamt öffnet, denn wirklich alle sind eingeladen.
"Mit der Professur haben wir eine Marke geschaffen, das ist wichtig. Denn das habe ich als Unternehmer gelernt: Wenn man etwas verkaufen will, braucht man eine Marke." Wobei das mit dem Verkaufen im Fall der Professur nicht wörtlich zu nehmen ist, hier geht es schließlich um Wissensvermittlung. Aber auch dafür taugt eben eine Marke.
Ein zweiter für Adam wichtiger Bereich sind die Aktivitäten des Vereins der Freunde der Universität. "Aus dem Aufgabenspektrum der Freunde heraus haben wir viel bewegt." Er nennt die Vergabe von Stipendien. "Zuwendungen an junge Menschen, um sie in der Forschung voranzubringen, sind eine ganz wichtige Aufgabe." Er nennt auch die Schule des Sehens auf dem Gutenberg-Campus, die der Verein anlässlich seines 60-jährigen Bestehens im Jahr 2011 stiftete. Dieser multifunktionale Ausstellungs- und Veranstaltungsraum ist zum Schaufenster der Johannes Gutenberg-Universität Mainz geworden.
Johannes Gutenberg-Universitätsstiftung
"Als Drittes erwähne ich noch die Hochschule für Musik. Ich habe ein enges Verhältnis zur Musik und ganz besonders zum Chorgesang, deswegen liegt mir die Hochschule mit ihren Musikerinnen und Musikern und ihren Konzerten am Herzen." Adam hält kurz inne. "Ja, diese drei sind meine Lieblingsprojekte."
Was nicht heißt, dass ihm andere Bereiche als Nebensache erscheinen. So seien die Bedingungen für das Fördern und Stiften an der JGU in den letzten Jahren stark verbessert worden. Die Johannes Gutenberg-Universitätsstiftung, die Adam mitbegründete und leitete, ist da eine wichtige Facette. "Viele Menschen wollen stiften, sind sich aber unsicher, wie sie das machen können. Sie denken, Stiftungen sind mühsam, man muss sich ja darum kümmern. Ihnen stehen wir mit unserer Dachstiftung zur Seite. Wir bieten eine Rundumversorgung."
Gerade in der derzeitigen Niedrig- oder gar Nullzinsphase sei das wichtig. "Vor Kurzem sind die ersten Unternehmensanleihen mit Minuszins vergeben worden. Da müssen Sie sogar noch Geld drauflegen. Das hätte ich als Banker vor einigen Jahren noch für undenkbar gehalten. Stiftungen haben es schwer unter solchen Bedingungen. Sie werfen womöglich keine Erträge mehr ab, deswegen rate ich auch dazu, eine Verbrauchsstiftung ins Auge zu fassen, wo eine bestimmte Summe im Laufe der Jahre für den Stiftungszweck aufgebracht wird."
Bildung fördern
Egal, welche Facette Adam beleuchtet: Im Grunde geht es ihm immer darum, Bildung zu fördern. "Bildung, Ausbildung, Know-how müssen wir im Auge behalten. Sie sind unsere Lebensgrundlage. Ohne Bildung können wir unseren Platz an den Märkten Europas und der Welt nicht behaupten."
Auch mit 75 klingt Adam kämpferisch. Mag sein, dass er seine Leitungspositionen abgegeben hat, aber zur Ruhe setzt er sich noch lange nicht. Er wirbt dafür, sich zu engagieren an der JGU, ob bei den Freunden, den Stiftungen oder in anderen Gremien. Wenn sein Beispiel Menschen motivieren könnte, es doch einmal zu versuchen, dann habe es sich vielleicht doch gelohnt, dass wieder mal über ihn berichtet wurde, meint Dr. h.c. Klaus G. Adam.