"Ein Sprung nach vorn für exzellente Spitzenforschung"

14. Mai 2018

Der Ausbau der Lebenswissenschaften an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) ist in vollem Gange. Grund genug, mit Universitätspräsident Prof. Dr. Georg Krausch auf die strategische Neuausrichtung des Fachbereichs Biologie, auf die anstehende Einweihung von zwei hochmodernen Forschungsbauten für die Lebenswissenschaften sowie auf hochkarätige Neuberufungen international renommierter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Mainzer Biologie zu schauen.

Viele küren das 21. Jahrhundert bereits zum Jahrhundert der Lebenswissenschaften. JGU-Präsident Prof. Dr. Georg Krausch verpasst diesem überbordenden Enthusiasmus einen kleinen Dämpfer: "Fairerweise sollten wir das Ende dieses Jahrhunderts abwarten, bevor wir es in Gänze beurteilen." Aber er stellt ebenso heraus: "Die Lebenswissenschaften haben sich in den letzten 50 Jahren dramatisch verändert – und sie erleben insgesamt einen enormen Aufschwung."

Dies spiegelt sich auch in den Entwicklungen an der JGU wider: Mit der Einrichtung des Instituts für Molekulare Biologie (IMB) entstand 2011 auf dem Gutenberg-Campus ein lebenswissenschaftliches Exzellenzzentrum mit außerordentlicher Strahlkraft. "Es ist uns von Anfang an gelungen, exzellente Köpfe für das IMB zu gewinnen", bekräftigt Krausch.

Als Beispiele nennt er Gründungsdirektor Prof. Dr. Christof Niehrs, Exekutiv-Direktorin Helle Ulrich oder deren Vorgänger Prof. Dr. René Ketting. "Durch ihre Arbeit hat sich das IMB innerhalb kurzer Zeit weltweit einen Namen gemacht und eine ungeheure Dynamik entwickelt. Es hat sich in der Fachwelt schnell herumgesprochen, dass in Mainz herausragende Forschung in den Lebenswissenschaften betrieben wird."

IMB als Nukleus

Die Epigenetik und die DNA-Reparatur sind die großen Themen am IMB. "Diese Schwerpunktsetzung war nicht vorgegeben, weder von der Universität noch von der Boehringer Ingelheim Stiftung, die das Institut initiierte und über zehn Jahre mit 100 Millionen Euro unterstützt. Im Gegenteil: Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bekamen völlig freie Hand, in welche Richtung sie arbeiten wollen. Gerade das macht den Reiz aus. Bis heute ist im IMB viel in Bewegung. Exzellente Forscherinnern und Forscher können hier gestalten und etwas Neues aufbauen."

Das IMB war allerdings nie als Solitär gedacht. "Es sollte als Nukleus dienen für die weitere Entwicklung der Lebenswissenschaften an der JGU, im engen Austausch und in Kooperation mit dem Fachbereich Biologie und der Universitätsmedizin Mainz", betont Krausch. Genau diese Funktion übernimmt das Institut für Molekulare Biologie aktuell.

Der Fachbereich Biologie der JGU befindet sich einem Prozess der grundsätzlichen Neuausrichtung. "Bis Ende 2016 war die Biologie bei uns in acht Institute unterteilt, untergebracht in zahlreichen, teilweise völlig veralteten Gebäuden." Ein Konzept wurde erarbeitet für eine Umorganisation des Fachbereichs mit klaren Schwerpunkten und mit der Zusammenfassung der vielen verschiedenen Bereiche in drei Institute. Ergebnis sind das Institut für Organismische und Molekulare Evolutionsbiologie (iOME), das Institut für Entwicklungsbiologie und Neurobiologie (IDN) und das Institut für Molekulare Physiologie (IMP).

BioZentren im Bau

Diese Umorganisation ist eine wichtige Weichenstellung, die von mindestens ebenso wichtigen Entwicklungen begleitet wird: Im Sommer 2016 wurde der Grundstein für das BioZentrum I gelegt. "Dieser Forschungsneubau wird Labors enthalten, die höchsten Ansprüchen genügen", so Krausch. Die JGU trat hier erstmals als Bauherr eines Großprojekts hervor. So konnten die Verantwortlichen einen Generalunternehmer verpflichten, die Kosten deckeln und die Einhaltung von Fristen vertraglich regeln. "Das BioZentrum I werden wir pünktlich im Juni 2018 eröffnen können."

Der Bau kostet 42 Millionen Euro. Auf 4.700 Quadratmetern Büro- und Laborfläche wird er Platz für rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bieten. Direkt daneben entsteht dann bis 2020 das BioZentrum II mit einem ähnlichen Umfang. "Der zweite Bauabschnitt wird etwas teurer werden, da hier ein Kellergeschoss mit angelegt wird, das beide Gebäude miteinander verbindet", erläutert Krausch.

Eine dritte Zäsur betrifft das Personal im Fachbereich Biologie: "Altersbedingt scheiden in diesen Jahren mehr als die Hälfte der Professorinnen und Professoren im Fachbereich Biologie aus und die Professuren sind neu zu besetzen. Wir erleben derzeit einen umfassenden Generationswechsel." Dieser Prozess hat bereits begonnen, erste Kandidatinnen und Kandidaten haben die Arbeit bereits aufgenommen.

Neue Humboldt-Professur

"Die Qualität der eingehenden Bewerbungen für eine kürzlich ausgeschriebene Biologie-Professur bestätigt, dass die JGU ein attraktiver Standort in den Lebenswissenschaften ist", meint Krausch. "Unter rund 60 Interessenten für eine Stelle waren allein zehn, die in der Vergangenheit einen ERC-Grant des Europäischen Forschungsrats eingeworben hatten, die höchstdotierte Förderung, die in Europa an einzelne Forscherinnen und Forscher vergeben wird." Auch Dr. Marion Silies gehört zu den neuen Kräften, die sich bereits einen Namen gemacht haben. Die Nachwuchswissenschaftlerin wird Anfang 2019 eine Professur für Neuroentwicklungsbiologie an der JGU antreten.

Ein weiterer großer Erfolg für die Universität ist die Einwerbung von gleich zwei Alexander von Humboldt-Professuren in den Lebenswissenschaften in den vergangenen fünf Jahren: Mit Prof. Dr. Wolfram Ruf kam zum 1. April 2013 ein international ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Blutgerinnungsforschung aus den USA an die JGU. Und im Oktober 2017 wechselte Prof. Dr. Peter Baumann, einer der führenden Spezialisten in der Chromosomen-Biologie weltweit, von Kansas nach Mainz. "Die Humboldt-Stiftung vergibt jährlich maximal zehn solcher Professuren, um Spitzenforscherinnen und -forscher aller Fachrichtungen aus dem Ausland an deutsche Universitäten zu holen. Sie schaut sich dabei nicht nur die Person selbst an, sondern auch das Umfeld an der jeweiligen Universität und die dortigen Perspektiven. Die Professur ist also eine große Auszeichnung für uns."

Dass bereits jetzt, noch vor der Fertigstellung der beiden BioZentren, solch exzellente Kräfte gewonnen werden können, liegt auch an der Kooperation des Fachbereichs Biologie und der Universitätsmedizin Mainz mit dem IMB, dem Institut für Molekulare Biologie, das zwar auf dem Gutenberg-Campus angesiedelt, aber als unabhängige Forschungseinrichtung konzipiert ist. "Einige der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die ihre Stelle bei uns vor Fertigstellung der Neubauten antreten, konnten übergangsweise Räumlichkeiten im IMB beziehen und werden auch auf lange Sicht eng mit dem Institut verbunden bleiben. Auch ganz grundsätzlich ist die enge Zusammenarbeit zwischen universitären und außeruniversitären Partnern ein wichtiger Aspekt für den Ausbau der Lebenswissenschaften an der JGU." Prof. Dr. Peter Baumann etwa bekleidet seit Oktober 2017 eine reguläre Professur am Institut für Entwicklungsbiologie und Neurobiologie und ist seit April 2018 zugleich Adjunct Director am IMB.

Kritische Masse entsteht

"Natürlich kostet es einiges, solch exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach Mainz zu holen", so Krausch. "Deswegen bin ich der Boehringer Ingelheim Stiftung dankbar, die uns mit 50 Millionen Euro in unseren Bemühungen der Neuausrichtung der Biologie an unserer Universität unterstützt."

Der JGU-Präsident ist sich sicher: "Wir werden in den kommenden Jahren nochmals einen deutlichen Sprung nach vorn machen, beispielsweise durch das Einwerben von weiteren Sonderforschungsbereichen in den Lebenswissenschaften. In dieser Richtung tut sich schon einiges. Außerdem orientieren sich benachbarte Fächer wie die Physik oder die Chemie zunehmend in Richtung der Lebenswissenschaften. So entsteht eine kritische Masse, die weitere Anziehungskraft ausüben wird."

Nun aber entsteht erst mal das BioZentrum I. Die letzten Arbeiten sind im Gange, Ende Juni ist es fertig. "Sie werden staunen", verspricht Krausch. "Hier entsteht nicht nur ein hocheffizienter Bau, das neue BioZentrum hat auch architektonisch einiges zu bieten." Gemeinsam mit dem IMB und dem BioZentrum II wird es ein sichtbares Zeichen dafür sein, dass sich viel bewegt in Sachen Lebenswissenschaften an der JGU.

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