18. Juni 2014
CampusTV Mainz, der Fernsehsender von Studierenden für Studierende an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), beging seinen 15. Geburtstag mit einer Live-Sendung aus dem Mainzer Medienhaus. Aus kreativem Chaos entstand ein professionell anmutendes 45-minütiges Magazin.
Ein Raum so groß wie ein Wohnzimmer. Kabel schlängeln sich zwischen Kameras, Mikros und Scheinwerfern. Beinahe geht die nagelneue Studiodeko unter im technischen Allerlei. Lukas Herzog bastelt an einem Stativ herum. "Das haben wir gerade erst bekommen", erzählt der technische Leiter und schaut erst mal, was sich mit den Gerätschaften so anstellen lässt. "Wir müssen immer ein bisschen improvisieren."
Im Hintergrund prangt das Logo von CampusTV – davor entspinnt sich gerade eine Diskussion. "Das Licht war vorher ganz anders", meint Kameramann Tobias Reisert. "Ich finde es langweilig so. Es war doch toll. Ich verstehe nicht, warum ihr das ändern musstet." Die neuen Stative werden hin- und hergerückt, Lichtkegel wandern durchs Studio.
Vier Tage fürs Magazin
Die 192. Sendung von Campus TV steht an. Sie wird live gedreht. Gerade erst ist das Fernsehteam ins Studio von OK:TV Mainz eingezogen und schon muss alles am besten perfekt sein. Denn der Sender von Studierenden für Studierende feiert mit dieser Produktion seinen 15. Geburtstag.
"Da hinten, was ist denn das? Da raucht was", warnt Katharina Frehmann. Tatsächlich beginnt die farbige Folie vor einem Scheinwerfer zu kokeln. Reisert und Herzog kümmern sich darum. Frehmann zeichnet für die Produktionsleitung der Live-Sendung verantwortlich. "Ich muss den Leuten hinterherlaufen", fasst sie ihr Aufgabenfeld flapsig zusammen. "Im Moment sind wir 30 Minuten hintendran."
CampusTV Mainz wurde 1999 gegründet. Er steht Studierenden aller Fachbereiche der Johannes Gutenberg-Universität Mainz offen. Hier können sie sich als Moderatorin oder Moderator, an der Kamera, im Schnitt oder in der Regie versuchen. "Die meisten von uns studieren Audiovisuelles Publizieren", erzählt Frehmann. Dieses Beifach am Journalistischen Seminar wurde im Jahr 2011 an der JGU eingeführt, um die Arbeit von CampusTV ein Stück weit ins Studium einzubinden. Außer Leistungsscheinen fürs Studium und viel Erfahrung in praktischer Fernseharbeit jedoch gibt es hier nichts zu holen: Alle arbeiten ehrenamtlich.
Manuskript mit Loch
Meist werden die CampusTV-Magazinsendungen aufgezeichnet. "Inzwischen produzieren wir aber einmal pro Semester live", sagt Frehmann. Die Herausforderung reizt. "Das ist wirklich live on stage", sagt Tonmeister Steffen Flach. "Wir haben noch nicht mal eine Verzögerungsschleife. Alles wird eins zu eins gesendet."
Moderatorin Eva-Maria Felka sitzt auf der Studiocouch und hält sich verschiedene Oberteile an. Was passt zur Deko, was nicht? Derweil hat ihr Kollege Mathias Müller seinen Text noch mal für die Regie kopiert. Frehmann schaut staunend auf das Blatt: Da ist ein Loch. Hier stünde Müllers Gedicht zum CampusTV-Geburtstag. Das soll vorerst geheim bleiben.
Frehmann treibt das Team an. Gleich beginnt die Generalprobe und irgendwie sieht alles noch nach fröhlichem, kreativem Chaos aus.
Noch fehlt der Studiogast
Einen Tag später im selben Studio: Ruhe ist eingekehrt. Jeder scheint genau zu wissen, was sie oder er zu tun hat. Die neue Kulisse ist ins richtige Licht gesetzt. "Die letzte Sendung haben wir noch in einer Baustellen-Deko gedreht", erzählt Frehmann. "Da haben wir diese neue Deko angekündigt."
Eigentlich ist die Produktionsleiterin mit allem zufrieden. Gerade trifft Dennis Banemann ein, der Regisseur. Damit ist das Team vollständig. "Es könnte nur sein, dass unser Gast zu spät kommt", warnt Frehmann vor. In der Geburtstagssendung sollen Ehemalige zu Wort kommen. Nils Wohlfarth ist ins Studio eingeladen. Seine Moderationen gaben den Magazinsendungen einen ganz eigenen Charakter. 2007 verabschiedete er sich ins Berufsleben ...
... und jetzt ist er wieder da. "Hallo, Herr Wohlfarth", begrüßt Frehmann erleichtert den eben herbeieilenden Gast. Der verzieht die Schnute. "Nils bitte." – "Okay, ich bin Kathie."
Auf Sendung
Dann läuft der Countdown aus der Regie. Im Studio wird es ganz still. "Wir haben von Kamera eins noch kein Bild", ist Flach aus dem Off zu hören. Das wird schnell korrigiert. CampusTV Mainz geht auf Sendung. "Hallo und herzlich willkommen", begrüßt Felka das Publikum.
Nun geht es Schlag auf Schlag. Beiträge rund um die Universität, ums Kulturleben auf dem Campus und in der Stadt und um den 15. CampusTV-Geburtstag werden eingespielt. Dazwischen moderieren Müller und Felka – immer auf den Punkt, unaufgeregt und mit Witz. Das ist Sekundenarbeit.
Felka begrüßt Wohlfarth auf der Studiocouch. Der CampusTV-Ehemalige arbeitet mittlerweile für den WDR an Sendungen wie "Wissen vor 8". Fünf Minuten darf das Interview dauern. Zum Schluss fragt die Moderatorin: "Sind wir vielleicht zu brav geworden?" Wohlfarth grinst breit. "Ach, zu uns haben sie auch schon immer gesagt, wir wären zu brav."
45 Minuten sind schnell vorbei. Schon beim Abspann wird Jubel laut. Alles hat funktioniert. "Nun wird gefeiert", meint Herzog, "das haben wir uns verdient." Dass die gesamte Deko noch am selben Abend abgebaut werden muss, erwähnt er nicht weiter. Das ist Nebensache nach dieser 192. Sendung von CampusTV Mainz.