Erasmus-Stipendien für Lehrende und Personal

25. Mai 2018

Das Bildungsprogramm Erasmus wurde bereits 1987 von der Europäischen Union auf den Weg gebracht. Seitdem fördert es auf vielen Ebenen die Internationalisierung der Hochschullandschaft. Erasmus richtet sich dabei in erster Linie an Studierende. Aber auch Lehrende und das Hochschulpersonal sind eingeladen, von dem Programm zu profitieren. An der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) spielt dieser Aspekt eine wichtige Rolle.

"Den Erasmus-Lehrenden-Austausch gibt es seit Beginn des Programms", erzählt Dr. Birgit Weiß. "Und die JGU war von Anfang an sehr aktiv dabei. Die Zahl der Lehrenden, die wir über Erasmus ins Ausland schickten, stieg kontinuierlich – und jetzt halten wir diese auf einem sehr guten Niveau." Die Universität gehört in diesem Bereich zur Spitzengruppe der Hochschulen in den alten Bundesländern.

Im Jahr 2007 kam dann das Programm zur Personalfortbildung hinzu. "Damit gab es erstmals eine Möglichkeit für alle Hochschulbeschäftigten, über Erasmus mit Stipendien ins Ausland zu gehen. Wir begannen 2008 mit zwei Teilnehmerinnen. Seitdem steigt die Zahl kontinuierlich, das Angebot wird immer beliebter. Derzeit wird dieser Teil des Programms von rund 20 Personen pro Jahr in Anspruch genommen."

Internationalität vorantreiben

Dr. Birgit Weiß ist in der Abteilung Internationales der JGU als Erasmus-Hochschulkoordinatorin für die Lehrenden- und Personalmobilität zuständig. Wenn sie über ihre Arbeit spricht, wird schnell klar, wie wichtig ihr dieses Thema ist. "Internationalität gehört an unserer Universität längst zur Tagesordnung", bekräftigt sie. "Erasmus ist seit gut drei Jahrzehnten ein wichtiges und wirksames Instrument, um diese Internationalität voranzutreiben."

Erasmus steht für "European Action Scheme for the Mobility of University Students": 1987 startete das älteste Bildungsprogramm der Europäischen Union vor allem als Austauschprogramm für Studierende. Das ist bis heute seine Kernaufgabe. Doch darüber hinaus bietet es eine breite Palette an Förderungen für verschiedenste Personengruppen. Erasmus fördert grenzüberschreitende Projekte in allen Bildungsbereichen. Neben Studierenden profitieren Schülerinnen und Schüler, Lehrende und Hochschulpersonal davon.

Während Erasmus-Studierende meist für ein Semester ins Ausland gehen, sind die Aufenthalte der Lehrenden und der Personalkräfte entschieden kürzer. "Wir finanzieren üblicherweise zwei Tage bis zwei Wochen", berichtet Weiß. "Theoretisch sind sogar bis zu vier Wochen möglich." Diese relativ kurzen Zeiträume haben einen ganz praktischen Grund: "Wir möchten möglichst vielen JGU-Angehörigen die Chance bieten, mit einem Erasmus-Stipendium ins Ausland zu gehen, und das geht nur über Kurzzeitmobilitäten."

Netzwerke schaffen

Gastdozenturen dienen in erster Linie dazu, Lehrende in Kontakt mit ihren Kolleginnen und Kollegen im Ausland zu bringen. So bilden sich internationale Netzwerke. "Unsere Leute geben zum Beispiel einen Blockkurs an einer unserer Partneruniversitäten oder kommen als Gast für einige Unterrichtseinheiten in ein laufendes Seminar, um dort spezielle Aspekte einzubringen. Sie kommen dabei mit anderen Lern- und Lehrkulturen in Berührung und erweitern ganz allgemein ihren Horizont." Umgekehrt besuchen Stipendiaten der Partneruniversitäten dann Mainz und bereichern den hiesigen Lehralltag.

Besonders gut funktioniert dieser Austausch mit Universitäten, die sowieso schon enge Partnerschaften mit der JGU pflegen. "Dijon und Glasgow sind sehr aktiv. Da besteht großes Interesse. Allein die Juristen schicken jedes Jahr eine Person nach Glasgow, wir haben regelmäßig zwei Gastdozenturen in Dijon und bis zu vier in Polen. Hier ist die Mainzer Slavistik mit ihrem Polonicum besonders engagiert."

Allerdings macht Weiß in den letzten Jahren einen leichten Rückgang in der Lehrendenmobilität aus. "Das ist ein Trend, den wir ganz generell in der Hochschullandschaft beobachten, er trifft also nicht nur uns. Noch immer belegt die JGU bundesweit einen sehr guten 3. Platz." Und trotzdem könnten mehr Personen von diesem europäischen Angebot Gebrauch machen und die Fördergelder ausschöpfen.

"Die Initiativen zu Auslandsaufenthalten gehen in den jeweiligen Fächern oft von Einzelpersonen aus", erklärt Weiß. "In den Wirtschaftswissenschaften etwa haben vor einigen Jahren zwei junge Lehrende die Möglichkeit entdeckt, Erasmus für sich zu nutzen. Sie zogen andere mit. Ich würde mir wünschen, dass es nicht so personenabhängig bleibt, dass wir ein besonderes Klima schaffen: Der Auslandsaufenthalt sollte einfach üblich sein, er sollte zur Fachkultur gehören, wie das bei den Studierenden bereits Alltag ist. Außerdem ist es so: Wenn wir weniger Lehrende ins Ausland schicken, kommen auch weniger zu uns."

Werben für Erasmus

Beim anderen Hochschulpersonal ist der Trend dagegen rundum positiv. "Die Motivation steigt, für eine kurze Weiterbildung oder einen Sprachkurs ins Ausland zu gehen." Aktuell nehmen rund 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter pro Jahr dieses Angebot in Anspruch. "Das bringt die Leute nicht nur persönlich weiter. Wenn wir zum Beispiel mit einer Partnerhochschule einen gemeinsamen Studiengang planen, ist es sehr nützlich, wenn unser Personal erfährt, wie die Verwaltung dort tickt." Längst bietet die JGU Englischkurse für ihre Angestellten an. "Es ist klar, dass das JGU-Personal im Zuge der Internationalisierung über erweiterte Sprachkenntnisse verfügen sollte. Da ist ein entsprechender Kurs vor Ort die ideale Ergänzung zum hausinternen Weiterbildungsangebot."

Weiß und das Team der Abteilung Internationales rühren unermüdlich die Werbetrommel für das Erasmus-Programm. "Wir wollen aufzeigen,welche Möglichkeiten sich hier bieten", betont sie. Die JGU unterhält Partnerschaften mit 400 Hochschulen weltweit. "Mit den meisten von ihnen haben wir Vereinbarungen über den Lehrendenaustausch getroffen. Und wenn jemand an eine andere Universität möchte, können wir uns um solch eine Vereinbarung kümmern."

Für Weiterbildungsaufenthalte ist keine vertragliche Vereinbarung nötig. Sie können zudem nicht nur an Hochschulen, sondern auch an allen anderen Einrichtungen durchgeführt werden. Der Gastgeber muss nur in einem Erasmus-Land ansässig sein. Erasmus unterstützt den Auslandsaufenthalt mit einer Reisekostenpauschale und je nach Land mit 100 bis 160 Euro pro Tag. Besonders Lehrende können ihren Aufenthalt dabei ganz nach ihren Interessen und den Bedürfnissen ihres Fachs vor Ort gestalten.

"Wir kümmern uns um die formalen Rahmenbedingungen", so Weiß. "Es ist nicht viel Aufwand", verspricht sie mit Blick auf potenzielle Interessenten. "Die bürokratischen Aufgaben halten sich in Grenzen und können weitgehend online erledigt werden – und wir in der Abteilung Internationales sind ja auch noch da. Sprechen Sie uns einfach an!"