Ambitionierter Studiengang lockt außergewöhnliche Studierende

17. Februar 2020

Im Jahr 2018 startete der internationale Masterstudiengang Biomedizin der Universität Luxemburg, der Université de Strasbourg und der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Er bietet Studierenden eine exzellente interdisziplinäre Ausbildung an drei renommierten Standorten, die jeweils besondere wissenschaftliche Schwerpunkte einbringen.

Eben erst haben sie ihre zweistündige Prüfung in Immunologie hinter sich gebracht. Doch die sieben Studentinnen wirken weder gestresst noch verunsichert – im Gegenteil: Die Stimmung ist gelös und alle sind sich ziemlich sicher, auch diese Hürde genommen zu haben. "Es kam mir nicht allzu schwer vor", meint Rawan Alahmadi. Sie stammt aus Saudi-Arabien. Mit einem Bachelor in Biochemie bewarb sie sich für den ersten Durchgang des im Jahr 2018 von der Universität Luxemburg, der Université de Strasbourg und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) ins Leben gerufenen internationalen Masterstudiengangs Biomedizin. "Wir bekamen die Möglichkeit, von jeder dieser Universitäten das Beste mitzunehmen", erklärt sie.

"Mir war es wichtig, dass ich drei Faktoren miteinander verbinden konnte: eine hervorragende Ausbildung, noch besser Englisch zu lernen und das Reisen", sagt Emerentienne Michelin aus Frankreich. Sie ist besonders angetan von der Bandbreite an Themen, mit der sie es im Laufe der ersten drei Semester zu tun bekam. "Damit eröffnen sich mir sehr viele Möglichkeiten in der Zukunft." Anna Schneider, ebenfalls aus Frankreich, hebt die besondere Atmosphäre des Studiengangs hervor: "Die Interaktion mit unseren Dozentinnen und Dozenten war sehr intensiv. Wir hatten immer jemanden, den wir ansprechen konnten."

Mainz und die JGU waren vorher keiner der Studentinnen wirklich ein Begriff. "Ich hatte mir die Stadt größer vorgestellt", erzählt Michelin. "Aber es gefällt uns hier. Die Leute sind entgegenkommend, offen und freundlich."

Umfassendes interdisziplinäres Programm

Dr. Nadine Hövelmeyer und Dr. Khalad Karram sind mindestens ebenso zufrieden wie die Studentinnen. Unter der Leitung von Prof. Dr. Ari Waisman vom Institut für Molekulare Medizin der Universitätsmedizin Mainz koordinieren und betreuen sie den neuen Studiengang. Dabei arbeiten sie Hand in Hand mit ihren Kolleginnen und Kollegen in Luxemburg und Straßburg. Karram stellte in den vergangenen Jahren mehrmals wichtige Weichen, um den International Master of Biomedicine zu realisieren. "Es gab Momente, da dachte ich, wir schaffen es nie", räumt er ein. Doch das ist beinahe vergessen angesichts des Erfolgs. "Am Ende werden wir exzellent ausgebildete Studierende haben, von denen einige vielleicht später bei uns in Mainz ihren Doktor absolvieren", freut sich Hövelmeyer.

"Es gibt bereits einige internationale Masterstudiengänge in Biomedizin, doch dieser ist in seiner Art einmalig", betont Karram. Die Studierenden durchlaufen vier Stationen: Im ersten Semester beschäftigen sie sich an der Universität Luxemburg mit Systembiologie. Es folgt ein Semester in Straßburg mit dem Fokus auf molekularer Pharmakologie. In Mainz dreht sich dann alles um Neurobiologie und Immunologie. Unterrichtet wird jeweils in englischer Sprache. Mit diesem umfassenden Überblick absolvieren sie im abschließenden Semester ein Praktikum in der biomedizinischen Forschung – entweder in einem Labor der Universität oder bei einem externen Partner. "In Mainz verfügen wir über eine Auswahl an hochrangigen Kandidaten", sagt Hövelmeyer. Als Beispiele nennt sie das Biotechnologie-Unternehmen BioNTech und die Translationale Onkologie (TRON) an der Universitätsmedizin.

"Unsere Studierenden sind an allen drei Universitäten zugleich eingeschrieben", erklärt Karram. "Und sie bekommen am Ende ein Triple Degree, also einen Abschluss, der in allen drei Ländern anerkannt ist." Der Weg dorthin war lang. "Es begann damit, dass wir für unseren bereits bestehenden Biomedizin-Studiengang eine ERASMUS-Partnerschaft mit Straßburg abschließen wollten. Unsere Kolleginnen und Kollegen dort schlugen dann vor, gleich einen gemeinsamen Studiengang aufzubauen." Für die Université de Strasbourg war das Neuland, an der JGU allerdings hatte man bereits einige Erfahrungen in dieser Richtung. "Wir wurden sehr von Tanja Meyer aus der Abteilung Studium und Lehre unterstützt. Ohne sie hätten wir keine Chance gehabt", sagt Karram.

Start mit hoch motivierten Teilnehmerinnen

Noch ein dritter Partner sollte mit ins Boot. "Prof. Waisman brachte Luxemburg ins Spiel. Im Jahr 2016 gab es ein erstes Treffen in Straßburg. Wir stellten fest, dass wir viele Vorstellungen teilen und uns auf ein gemeinsames Ziel einigen konnten." Ende des Jahres wurde dann bereits ein Kooperationsvertrag unterzeichnet. "Gemeinsam mit Dr. Hövelmeyer habe ich dann begonnen, den Studiengang aufzubauen", erinnert sich Karram. "Das war nicht leicht, denn wir mussten ungeheuer viele Details abstimmen. An der JGU gab dann das Zentrum für Qualitätssicherung und -entwicklung (ZQ) sein Okay, die involvierten Fachbereiche konnten gewonnen werden und der Senat stimmte ebenfalls zu."

Die Studierenden werden nicht nur über das ERASMUS-Programm unterstützt, sie erhalten zudem ein Stipendium der Deutsch-Französischen Hochschule (DFH). "Darauf sind wir besonders stolz", so Dr. Nadine Hövelmeyer. "Die DFH unterstützt uns sogar bei der Ausrichtung einer Summer School in diesem Jahr in Griechenland. Daran werden nicht nur unsere Studentinnen, sondern auch einige unserer Doktorandinnen und Doktoranden teilnehmen."

Zum Start des frisch gegründeten Studiengangs bewarben sich 110 Kandidatinnen und Kandidaten mit Bachelor-Abschlüssen in Physiologie, Molekular- oder Zellbiologie, Biochemie, Medizin oder Pharmazie. "Wir konnten nur bis zu acht Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufnehmen, aber bereits 2019 steigerten wir die Zahl auf zwölf und demnächst kommen wir vielleicht sogar auf 16. Wenn es nach uns in Mainz ginge, könnten wir sogar auf 28 erhöhen."

Die sieben Studentinnen des ersten Jahrgangs werden im Sommer ihre Urkunden aus Luxemburg, Straßburg und Mainz in Empfang nehmen, wenn alles wie geplant läuft. "Ich bin optimistisch", sagt Hövelmeyer. "Für den Auftakt hatten wir wirklich Glück. Wir haben hier ausgezeichnete und außerordentlich motivierte Studierende. Das hören wir auch aus den Labors und von unseren Partnern in Luxemburg und Frankreich. Bei uns absolvierten sie ein ungewöhnlich anspruchsvolles Programm bei zwölf Dozentinnen und Dozenten, mit Doppelvorlesungen jeden Tag und zwei vierwöchigen Praktika – und wenn dann doch mal einen Nachmittag zur freien Verfügung war, meinten sie: Wir wollen noch mehr."