30. Oktober 2023
Mit TRON entstand im Jahr 2010 ein Zentrum für Translationale Onkologie an der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Die gemeinnützige Gesellschaft verbindet akademische Forschung mit praktischer Anwendung. Darin ist sie sehr erfolgreich: TRON bleibt seit der Gründung konsequent auf Wachstumskurs.
"Der wissenschaftliche Nachwuchs ist uns extrem wichtig", sagt Dr. Andrée Rothermel. "Wir wollen jungen Leuten eine Chance geben, sich zu entwickeln. Dafür bieten wir ihnen alle Möglichkeiten." Dem wissenschaftlichen Geschäftsführer der TRON gGmbH liegt sehr viel an diesem Aspekt. Dies drückt sich nicht zuletzt darin aus, dass TRON in den letzten Jahren regelmäßig zwei Deutschlandstipendien an der JGU stiftete.
"Wir konnten nun die Zahl unserer Stipendien verdoppeln", erzählt Rothermel. "In Zukunft fördern wir vier Studierende pro Jahr. Allerdings belassen wir es nicht bei dieser materiellen Unterstützung. Wir laden alle Stipendiat*innen zu uns ein. Wir möchten, dass sie uns kennenlernen und sehen, welche Möglichkeiten wir ihnen noch bieten können." Nachwuchs ist bei TRON ein Riesenthema. Rothermel wird darauf zurückkommen.
TRON baut neues Forschungszentrum
Momentan residiert TRON unter anderem in einem eher unauffälligen Gebäude an der Freiligrathstraße in unmittelbarer Nähe des Mainzer Marienhaus Klinikums und mit Blick auf den Gebäudekomplex des Biotechnologieunternehmens BioNTech. Doch das wird sich ändern: An der Oberen Zahlbacher Straße, in Nachbarschaft der Universitätsmedizin Mainz, entsteht ein hochmoderner Labor- und Forschungsneubau. "Aktuell sind wir noch auf fünf Standorte verteilt", erzählt Rothermel. "Doch an dem neuen Standort haben wir alle reichlich Platz."
"Den brauchen wir auch", ergänzt sein Kollege Dr. Jonas Ibn-Salem, stellvertretender Leiter der Abteilung Computational Medicine bei TRON. "Denn in den nächsten fünf bis zehn Jahren planen wir, nochmal deutlich zu wachsen."
TRON, die Translationale Onkologie an der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, wurde 2010 von den BioNTech-Begründern Prof. Dr. Özlem Türeci und Prof. Dr. Ugur Sahin sowie Prof. em. Dr. Christoph Huber, einem der Väter der Tumorimmuntherapie, als gemeinnützige Gesellschaft ins Leben gerufen. "Damals waren wir 13 Mitarbeiter*innen", erinnert sich Rothermel. "Heute zählen wir rund 200 Köpfe. Das zeigt deutlich, wie erfolgreich wir arbeiten."
Wissenschaftliches Know-how, kaufmännisches Verständnis
"Science in Translation" steht als Motto auf dem Firmenschild vor dem Gebäude in der Freiligrathstraße. "Genau darum geht es", erläutert Rothermel. "Wir übersetzen Wissenschaft: Wir bauen eine Brücke zwischen Grundlagenforschung und Anwendung. Auf der einen Seite pflegen wir enge Kontakte zu forschenden Institutionen – und ganz besonders zur JGU, denn sie ist ja nicht nur Mitbegründerin von TRON, sondern auch Gesellschafterin. Auf der anderen Seite haben wir viel mit der Industrie, vor allem mit der Pharmaindustrie und natürlich mit BioNTech, zu tun. Bei uns ist nicht nur wissenschaftliche Expertise, sondern auch kaufmännisches Verständnis gefragt: In den letzten zehn Jahren haben wir unzählige Rahmenverträge geschaffen, um den Transfer von Forschungsergebnissen in die Unternehmenswelt zu ermöglichen."
Gemeinsam mit BioNTech legte TRON das Doktorandenprogramm ATLAS – Talent Academy for Translational Science – auf. Hier kann der wissenschaftliche Nachwuchs die besondere Arbeitsweise der universitären Ausgründung kennenlernen. "Wir treiben Spitzenforschung und schauen zugleich immer auf die Anwendungsmöglichkeiten. Die Doktorand*innen kommunizieren direkt mit unseren Partnern aus der Wirtschaft und bekommen einen guten Einblick, wie ein funktionierendes Zusammenspiel von beidem aussehen kann." Die Lücke zwischen akademischer Forschung und marktorientierter Entwicklung sei in Deutschland groß, meint Rothermel, da brauche es solche Übersetzer. Studierende der JGU finden mit TRON direkt vor Ort eine Institution, bei der sie erleben können, wie Translation in der Praxis funktioniert.
"Wir sind Teil des Immun-Hubs, der sich in unserer Region gerade rasant entwickelt, und wir legen Wert auf unser Mainzer Setting. Wir wollen junge Talente fördern, um sie so in der Stadt zu halten", sagt Rothermel. TRON arbeitet in verschiedensten Bereichen, aber letztlich dreht sich alles um Genomik und Immunologie. Die individualisierte Krebstherapie, das ursprüngliche Kerngebiet von BioNTech, steht ebenso auf dem Programm wie die Entwicklung von Impfstoffen auf mRNA-Basis. "Wir werden uns zudem in Zukunft vermehrt um Autoimmunkrankheiten kümmern und Methoden entwickeln, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen besser behandeln zu können", kündigt Rothermel an.
Enge Kooperation mit der JGU
Um auf all diesen Gebieten möglichst effektiv zu agieren, schuf sich das TRON-Team eine maßgeschneiderte Struktur: "Wir haben aktuell 25 bis 30 Funktionseinheiten", erklärt Ibn-Salem. "Dazu gehören unter anderem eine Gensequenzierplattform oder auch meine Computational Medicine Unit." Das Besondere: "Keine dieser Einheiten arbeitet allein vor sich hin. Sie stehen im engen Austausch und werden je nach Projekt wie Bausteine miteinander gekoppelt." Aktuell laufen mehr als 200 Projekte, an denen die Funktionseinheiten in verschiedensten Konstellationen beteiligt sind.
TRON wächst und Nachwuchs ist sehr gesucht, gerade auf Ibn-Salems Gebiet, der Bioinformatik. "Wir bemühen uns, gute Leute zu bekommen, stehen dabei aber natürlich in direkter Konkurrenz mit der Industrie, die ein ganz anderes Gehaltsgefüge zu bieten hat." Allerdings hat TRON hier eines voraus: die akademische Anbindung. "Wir arbeiten mit Biologie- und Bioinformatikstudiengängen zusammen."
"Die Kooperation mit der JGU und ihrer Universitätsmedizin treiben wir auf verschiedensten Ebenen voran", nimmt Rothermel den Faden auf. "Wir planen zum Beispiel, gemeinsam die klinische Translation zu fördern und Wirkstoffe im klinischen Setting zu testen." Darüber hinaus haben gemeinsame Projekte mit der JGU Tradition. "Wir fühlen uns der Mainzer Universität weiter sehr verbunden", betont Rothermel noch einmal.
Text: Gerd Blase