Minds of Mainz – der Gutenberg Talk

6. Mai 2022

Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) hat einen neuen Forschungspodcast gestartet: "Minds of Mainz – der Gutenberg Talk". Moderator und JGU-Student Daniel Reißmann spricht darin mit Mainzer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern über ihre Forschung. Die sorgfältig recherchierten und aufbereiteten Beiträge zeigen Vielfalt und Relevanz der universitären Forschung und geben Einblick in aktuelle Projekte.

"Gerade auf dem Gebiet der Wissenschaftskommunikation ist es sehr wichtig, dass wir mit der Zeit gehen", fordert Daniel Reißmann. "Ein Podcast ist das ideale Medium, um frische Impulse in die Wissenschaftskommunikation zu bringen. Mit ihm lässt sich hervorragend vermitteln, wie spannend und faszinierend Forschung sein kann." In den letzten Jahren haben Podcasts stark an Bedeutung gewonnen. Sie erreichen ein immer breiteres Publikum.

"Ich selbst bin Podcastfan der ersten Stunde. Ich höre sie beim Aufräumen, auf Zugfahrten oder einfach auf der Couch", erzählt Reißmann. "Das ist das Gute – man ist nicht ortsgebunden und kann von überall in eine andere Welt eintauchen. Podcasts zu politischen und wissenschaftlichen Themen finde ich besonders spannend. Irgendwann dachte ich: Das kann ich doch auch."

Reißmann erstellt für die JGU die einzelnen Folgen des neuen Forschungspodcasts "Minds of Mainz – der Gutenberg Talk". Mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, also echten Minds of Mainz, spricht er über deren Forschung und versucht, sie den Hörerinnen und Hörern auf einem populärwissenschaftlichen Niveau näherzubringen. Hier soll die ganze Bandbreite der JGU-Forschung gezeigt werden.

Neben seinem Bachelorstudium der Fächer Politikwissenschaft und Öffentliches Recht ist der 26-Jährige schwer beschäftigt: Reißmann moderiert, spricht Hörbücher ein, vor allem aber produziert er verschiedene Podcasts. Der JGU leiht er bereits für "Wie geht hybrid?" des Projekts ModeLL-M – Mainzer Modelle für digital erweitertes Lehren und Lernen Stimme und Know-how.

Ein wechselseitiges Missverständnis

Der große Vorteil von Podcasts besteht darin, dass sie überall und bei fast jeder Tätigkeit gehört werden können. Aber auch für die Produzentinnen und Produzenten birgt das Medium Vorzüge gegenüber gedruckten Texten und bewegten Bildern: "Obwohl der Produktionsaufwand für einen Audiopodcast im Vergleich zu einem Videoformat viel geringer ist, transportiert sich über die Stimme eine unglaubliche Lebendigkeit. Die Stimme, das gesprochene Wort geht direkt und ohne Filter in den Kopf der Zuhörerinnen und Zuhörer", so Reißmann.

"Während Corona ist deutlich geworden, dass die breite Bevölkerung wenig über die Mechanismen wissenschaftlicher Forschung weiß. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die mit den neuesten Erkenntnissen zum Virus an die Öffentlichkeit traten, wurden vielfach beleidigt oder nicht ernst genommen, weil sie ihre eigenen Erkenntnisse aus der vorigen Woche widerriefen", resümiert Reißmann. "Dass dieser Prozess, das Überprüfen und Überarbeiten von Forschungsergebnissen, zum alltäglichen Geschäft von Forschenden gehört, musste erst verständlich gemacht werden. An dieser Stelle hat sich einmal mehr gezeigt, wie wichtig Wissenschaftskommunikation ist."

Die Beschäftigung mit Wissenschaftsthemen fand lange Zeit vor allem in Fachzeitschriften, auf Tagungen oder Konferenzen statt. "Ich glaube, es bestand ein wechselseitiges Missverständnis. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler meinten, ihre Forschung würde außerhalb ihrer Kreise niemanden interessieren, und die breite Öffentlichkeit dachte, Forschende wollten ihre Arbeit den Laien nicht erklären", vermutet Reißmann. "Doch jetzt sehen wir, dass die Gesellschaft sich sehr wohl für wissenschaftliche Erkenntnisse und Prozesse interessiert und viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch Spaß daran haben, ihre Forschung begreifbar zu machen."

Alltagsbezüge als Einstieg

Wie geht Reißmann überhaupt vor? "Die Hochschulleitung wählt die Gesprächspartnerinnen und
-partner aus, dann übernehme ich", erzählt Reißmann. Wenn er sich eingelesen hat, nimmt er Kontakt auf und geht in den Austausch mit den Forschenden. "Ich versuche, die Punkte herauszuarbeiten, die mich selbst interessieren – Aspekte, zu denen ich eine Verbindung habe. Oft sind das Alltagsbezüge, die am Ende auch die Hörerinnen und Hörer abholen. Wenn ich diesen Zugang gefunden habe, dann lassen sich abstraktere Forschungsgebiete viel leichter vermitteln."

Im Podcastgespräch mit Prof. Dr. Peter Hoor vom Institut für Physik der Atmosphäre der JGU berichtet Reißmann beispielsweise erst einmal über seine eigenen Erfahrungen mit Wetter-Apps, um dann zu fragen, woher die Wetter-App eigentlich weiß, dass die nächsten sieben Tage die Sonne scheinen wird. "Prof. Hoor hat mir dann sehr anschaulich erklärt, wie Meteorologinnen und Meteorologen physikalische Messungen mithilfe von Wetterballons – die in der Fachsprache übrigens Radiosonden heißen – in der Atmosphäre, in bis zu 15 Kilometern Höhe, vornehmen und anschließend Vorhersagen für das Wetter treffen können. Das war total spannend", erinnert sich Reißmann. "Die Begeisterung meiner Gesprächspartnerinnen und -partner für ihre Forschungsthemen reißt mich immer wieder mit. Sie bemühen sich mit großem Engagement, auch komplexe Zusammenhänge allgemeinverständlich darzustellen."

Zwischen zwei und drei Monaten dauert es in der Regel von der ersten Kontaktaufnahme bis zur Fertigstellung einer Folge. Denn nach der Aufzeichnung geht die Arbeit weiter. Reißmann schneidet das Material, unterlegt das Gesprochene mit Musik und Audioeffekten und textet kurze Einspieler, die anschließend eingesprochen werden. So erhalten die Hörerinnen und Hörer Zusatz- und Hintergrundinformationen.

Hochaktuelle Themen

Die Themen sind oft hochaktuell: "Den Podcast mit Osteuropahistoriker Prof. Dr. Jan Kusber zur Geschichte Russlands haben wir angesichts des Ukrainekriegs noch einmal neu aufgezeichnet – die Hintergründe wollten wir unbedingt näher beleuchten", sagt Reißmann. In der ersten Version, die bereits letztes Jahr aufgenommen wurde, ging es noch um die Wahlen in Russland und ganz grundsätzlich um die politische Lage.

"Minds of Mainz" richtet sich an alle Wissenschaftsinteressierte. Der Podcast soll zeigen, wie vielfältig und spannend die Forschung an der JGU ist. Die ersten Folgen sind produziert – Reißmann gibt einen Vorgeschmack auf die Gesprächsrunden zum Start der Reihe: "Ich habe schon mit einer Ameisenforscherin, einer Sprachwissenschaftlerin, einem Historiker, einem Wirtschaftswissenschaftler und einem Atmosphärenphysiker gesprochen." Mal sehen, wer ihm als nächstes gegenübersitzt.