Von Studierenden, mit Studierenden, für Studierende

15. Oktober 2018

Im November 2018 feiert die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) eine Premiere: Erstmals findet die International Students' Conference (ICON) statt. Referentinnen und Referenten aus aller Welt haben sich angekündigt, um sich unter dem Titel "Bounds of Humanity" über Gender, Migration und Märkte, Ethik, Literatur und vieles mehr auszutauschen. Die Tagung soll der Auftakt zu einer festen Reihe von Studienkonferenzen an der JGU sein.

Der Call for Papers war die erste Feuerprobe für die anstehende Konferenz. "Wir konnten vorher überhaupt nicht absehen, wer sich melden würde – ob sich überhaupt jemand melden würde", erzählt Claudio Palmieri. Doch dann trafen Themenvorschläge aus der Türkei und Marokko, aus Indien und Afrika ein. Am Ende waren es knapp 50 Abstracts, aus denen das Team wählen konnte. "Uns ist ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Nun werden wir sogar einen Vortrag aus Japan dabei haben."

Mit ICON, der "International Students' Conference Mainz", soll eine Tradition an der JGU begründet werden. Die Konferenz am 2. und 3. November 2018 wird die erste von drei geplanten Tagungen im Zuge des Projekts "Fächerübergreifende internationale Studienkonferenz" des Studium generale sein. Dieses Projekt wiederum ist eine Maßnahme des gesamtuniversitären LOB-Projekts der JGU in der zweiten Förderphase des Qualitätspakts Lehre des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Projektmitarbeiter Dr. Daniel Schmicking hat hierzu seit Anfang 2017 die notwendige Infrastruktur geschaffen und unterstützt die Studierenden bei allen Schritten der Planung und Durchführung der Konferenz.

Pionierarbeit in Sachen Internationalität

Zu den zahlreichen Vorarbeiten des Studium generale gehörte auch ein Umfrage unter Studierenden: "Gemeinsam mit dem Zentrum für Qualitätssicherung und -entwicklung der JGU haben wir diese Umfrage durchgeführt und unter anderem ermittelt, welche Themen sich Studierende für solch eine Konferenz wünschen und wie ihr eigenes Engagement in so einem Projekt aussehen könnte", erklärt Schmicking. "Auf dieser Grundlage warben wir dann für das Projekt und klärten Details: zum Beispiel, ob eine Mitarbeit als Praktikum anerkannt und mit ECTS-Punkten belohnt werden kann. Einige Fächer haben da recht schnell zugestimmt." Zudem bietet Schmicking jedes Semester eine maßgeschneiderte bilinguale Übung an. Dort haben Studierende in einem Planspiel die Thematik der Konferenz entwickelt, den Call of Papers formuliert und vieles mehr.

Im Wintersemester 2017/2018 fand dann unter dem Dach des Studium generale jene Studierendengruppe zusammen, die letztlich ICON realisieren würde: "Ich bin dazugekommen, weil es die erste Konferenz dieser Art an der JGU sein wird", erzählt Palmieri. "Mich hat es gereizt, dass ich hier Pionierarbeit leiste, dass ich etwas anschieben und prägen kann, das dauerhaft Bestand haben könnte."

Francisca Ribeiro kam als Gaststudentin aus Portugal an die JGU. Ursprünglich wollte sie in diesem Sommer wieder zurück in die Heimat, doch für die Konferenz hat sie ihre Pläne geändert und ist nun über ein ERASMUS-Praktikum mit im Team. "ICON bietet mir die Möglichkeit, mich mit Menschen aus anderen Ländern auszutauschen. Das wollte ich mir nicht entgehen lassen", so die Studentin. Fiona Sinkel sieht das ähnlich: "Ich war auf der Suche nach etwas, bei dem ich mich sinnvoll engagieren kann. An ICON gefiel mir sofort dieser internationale Aspekt."

Studierende als Event-Manager

Tatsächlich soll ICON einen wichtigen Beitrag zur Internationalisierung der JGU leisten, die im Zentrum der zweiten Phase des LOB-Projekts steht. "Es geht speziell um die Internationalisierung 'at home'", meint Schmicking. "Unsere Studierenden sollen schon hier in Mainz viele Kommilitoninnen und Kommilitonen aus anderen Kulturen treffen." Das geschieht in der mittlerweile 17-köpfigen Projektgruppe bereits sehr konkret: Unter anderem sind Studierende aus der Türkei, der Ukraine oder aus Kroatien mit von der Partie. Untereinander sprechen sie im lockeren Wechsel Englisch und Deutsch, die Konferenz selbst wird dann ganz in Englisch abgehalten.

Auch eine gewisse Fächervielfalt spiegelt sich im Team: Sinkel studiert Erziehungswissenschaften, Palmieri Germanistik und Ribeiro Theaterwissenschaften. "Vor allem die Geistes- und Kulturwissenschaften, aber auch Fächer wie Jura sind vertreten, die Naturwissenschaften leider noch nicht", so Schmicking. "Doch genau das könnte unsere Stärke werden: Größere Studierendenkonferenzen gibt es bereits in den Life Sciences, der Mathematik und der Informatik, wir könnten mit unserem Fächerschwerpunkt eine Lücke füllen."

Ob Plakatwerbung oder Zimmerbuchung, Fundraising oder Catering – das ICON-Team kümmert sich um buchstäblich jeden Aspekt der anstehenden Konferenz. Die Studierenden versuchen sich als Event-Manager, als Vermarkter, als Programm-Macher. Auch den Titel "International Students' Conference Mainz" entwickelten sie selbst, nur für das dazugehörige Logo, das nun unter anderem den Flyer schmückt, holten sie sich professionelle Unterstützung.

Schmelztiegel der Ideen

"Wir haben Flugblätter auf dem Campus verteilt und mit Ständen für die Konferenz geworben", erzählt Sinkel. "Am Anfang mussten wir oft erklären, was wir machen, inzwischen ist vielen an der JGU ICON ein Begriff." Das LOB-Projekt und das Zentrum für Audiovisuelle Produktion unterstützen die Konferenz ebenso wie das Bundesministerium für Bildung und Forschung. "Trotzdem müssen wir uns weiter um Unterstützer kümmern", sagt Ribeiro. "Aber es ist nicht einfach, Leute dazu zu bewegen, Geld zu geben." Ein Besuch beim AStA war erfolgreich, die Nachfrage bei Banken weniger. "Wir könnten noch Unterstützer gebrauchen. Wir werden auch versuchen, über eine Tombola und Stände mit Waffeln und Kuchen etwas einzunehmen."

Natürlich diskutierte die Gruppe lange über das Thema für ihre erste Konferenz: "Bounds of Humanity" ist mehrdeutig gemeint. Es geht um Grenzen, aber auch um Fesseln der Menschheit und der Menschlichkeit. "Wir wollten etwas haben, was möglichst viele Fachrichtungen verbindet", sagt Palmieri. "Wir möchten einen interdisziplinären Schmelztiegel der Ideen schaffen – einen Melting Pot ohne persönliche und fachliche Präferenzen." Dazu braucht es möglichst viele verschiedene Beiträge und die stehen nach dem erfolgreichen Call for Papers nun tatsächlich bereit.

"Wir konnten sogar unter den Einsendungen auswählen", freut sich Palmieri. Die Abstracts zu den vorgeschlagenen Vorträgen gingen in der Gruppe rund, jeder war an der Programmgestaltung betei
ligt. Nun wird es 18 Vorträge geben. "Das Thema Gender ist stark vertreten", meint Sinkel, "Migration ebenfalls." Spielsucht, Transsexualität und die Rolle der Medien kommen zur Sprache. Titel wie "Men read literature, women read women's books" oder "The meaning of art and the absurdity of life" machen neugierig. Fast alle Beiträge für ICON kommen von Studierenden, lediglich die drei Keynote-Speaker bilden eine Ausnahme. So wird sich als Vertreter der JGU Dr. Meinard Kuhlmann vom Philosophischen Seminar damit beschäftigen, wie Märkte funktionieren und wo sie versagen.

Einladung an Studierende und Lehrende

Zur Abrundung der Konferenz konzipiert Ribeiro gerade ein "World Café", dass ein Platz sein soll, an dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer offen diskutieren können." An fünf, sechs Tischen kommen die zentralen Themen nochmals zur Sprache. Moderatoren werden die Ergebnisse später in eine Schlussrunde tragen.

"Nach der tollen Reaktion auf unseren Call for Papers ist unsere Projektgruppe hochmotiviert", so Palmieri. "Von den Einsendungen hing ja wirklich einiges ab. Jetzt haben wir Planungssicherheit, was die Teilnehmenden angeht. Allerdings wissen wir noch nicht, wie viele Besucherinnen und Besucher tatsächlich kommen werden. Das wird noch mal spannend. Wir hatten überlegt, ob wir um Voranmeldung bitten, aber eigentlich wollen wir ICON möglichst offen halten. Alle Studierenden und Lehrenden sind also herzlich willkommen und die Teilnahme bleibt kostenlos." Ribeiro zeigt sich optimistisch: "Wir werden Leute aus vielen Kulturen treffen", bekräftigt sie. "Darauf freuen wir uns sehr."